Zusammenfassung
Auf Grund der Tatsache, daß bei enukleierten Kindern so gut wie ausnahmslos eine Größen- und Wachstumszunahme nach der Operation zu beobachten ist, hat der Verf. Fütterungsversuche von Kaulquappen mit Tonsillarsubstanz vorgenommen und dabei gegenüber entsprechenden Kontrolltieren ein erhebliches Zurückbleiben im Wachstum und eine verzögerte Metamorphose festgestellt. Da diese Beobachtung in modifizierter Form auch an anderen Tierspezies und Pflanzen bestätigt wurde und au\erdem durch Tonsillarsubstanz ein deutlicher retardierender Einfluß auf den für das Wachstum der Zelle wichtigen Quellungsvorgang durch Dr. Griebel, der die entsprechenden Untersuchungen auf Veranlassung des Verf. vornahm, festgestellt werden konnte, schließt Verf. daraus, daß den Gaumentonsillen eine das Wachstum zurückhaltende Funktion zukommt und sie mithin als Drüsen mit innerer Sekretion zu betrachten sind. Unter diesem Gesichtswinkel erblickt Verf. in der Chronischen Tonsillitis keinen Entzündungs- sondern einen physiologischen Rückbildungsvorgang, der, ganz analog dem gleichen Vorgang im Appendix (A. Mueller) identisch mit dem Abbau des Froschlarvenschwanzes durch Phagocytose ist.
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Auf Grund eines im medizinisch-biologischen Abend der Universität Frankfurt a. M. am ro. XII. 1928 gehaltenen Vortrages.
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Voß, O. Zur Physiologie der Tonsillen. Archiv f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfheilkunde 121, 1–18 (1929). https://doi.org/10.1007/BF01582611
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