Zusammenfassung
Wir können das Ergebnis der vorstehenden Untersuchung folgendermaßen zusammenfassen: Wenn bei dem Phänomen der Liesegangschen Ringe zwei Teilchenscharen in einer Ebene in entgegengesetzten Richtungen ineinander diffundieren, von denen die eine in stark ÜberschÜssiger Menge vorhanden ist und die Entwicklung der Erscheinung bestimmt, und die andere nur in geringer Menge im Gel vorhanden ist, so erfolgen die rhythmischen chemischen Reaktionen so, daß ein bestimmtes Vielfaches — offenbar vorzugsweise das 8fache — des Produktes aus dem Ringabstand, der MolekÜlmasse des in stark ÜberschÜssiger Menge diffundierenden Stoffes und der Bildungsgeschwindigkeit der Ringe den Wert des Planckschen Wirkungsquantums ergibt. Ob das Auftreten eines doppelten und vierfachen Wertes des Zahlenfaktors 8 einfach auf Komplexbildungen der diffundierenden MolekÜle zurÜckzufÜhren ist oder nicht, kann nur nach Vorliegen eines sehr viel umfangreicheren Zahlenmaterials beantwortet werden.
Es liegt auf der Hand, daß durch diese Aussagen die MerkwÜrdigkeit des an sich schon seltenen und eigenartigen Phänomens der Liesegangschen Ringe noch mehr erhöht wird. Das Ergebnis der Untersuchung scheint zu besagen, daß die individuellen Eigenschaften der hier miteinander reagierenden Stoffe nur als zufällig geeignete Indikatoren eines hinter dem Phänomen stehenden, irgendwie durch das Plancksche Wirkungsquantum bestimmten oder gesteuerten Prinzips aufzufassen sind. Damit werden die Gesichtspunkte, unter denen bislang das Liesegangsche Phänomen beschrieben und besonders in biologischer Hinsicht ausgewertet worden ist, zwar nicht aufgehoben, aber doch in eine andere Richtung gelenkt.
Es ist nun nötig, durch Häufung von Beobachtungsmaterial diese Ergebnisse sicherzustellen und nach einer evtl. vorhandenen Temperaturabhängigkeit zu suchen, sowie der Frage der Beeinflußbarkeit durch elektrische Felder näherzutreten. Untersuchungen, das dem Phänomen der rhythmischen chemischen Reaktionen ähnliche der rhythmischen Kristallisationen unter den beschriebenen Gesichtspunkten zu bearbeiten, sind im Gange.
Literatur
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Schaaffs, W. Untersuchungen an Liesegangschen Ringen. Kolloid-Zeitschrift 128, 92–99 (1952). https://doi.org/10.1007/BF01519505
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