Zusammenfassung
Experimentelle Untersuchungen ergaben, daß die Zerfallsreaktion von Papier im Vakuum durch die Entstehung von drei gasförmigen Zersetzungsprodukten: Wasserdampf, Kohlensäure und Kohlenmonoxyd gekennzeichnet ist. Die Zersetzungsreaktion verläuft über einen größeren Temperaturbereich (Untersuchungen von 70° bis 250° C) verhältnismäßig gleichartig. Die Reaktionsgeschwindigkeit wächst exponentiell mit dem negativen, reziproken Wert der absoluten Temperatur. Das logarithmische Temperaturinkrement der Zerfallsreaktion beträgt 2,6/10° C bei den üblichen Trocknungstemperaturen. Das Verhältnis der beim Zerfall entstehenden Volumenanteile (Molzahlen) beträgt etwa H2O:CO2:CO=54:29:17. Bei 130° C, der hinsichtlich der Trocknung von technischen Papieren wichtigen Temperatur, beträgt der absolute Wert der Entstehungsgeschwindigkeit von Wasserdampf infolge des thermischen Zerfalles 0,001%. je Stunde. Unter Zugrundelegung leines Molekulargewichtes der Zellulose von 1000000 bedeutet dies, daß bei der genannten Temperatur nach l0stündiger Trocknung bereits etwa jedes 18. Zellulosemolekül auch ohne die beschleunigende Wirkung von Sauerstoff eine Fehlstelle aufweist. Auf verschiedene trockentechnische Anwendungen der gewonnenen Ergebnisse wird hingewiesen.
Schrifttum
Über die Konstitution der Zellulose und die Feinstruktur ihres molekularen Aufbaues vergleiche: H. Staudinger, Die hochmolekularen Verbindungen, Kautschuk und Zellulose. (Berlin 1932.) K. H. Meyer u. H. Mark, Hochpolymere Chemie (Leipzig 1940) Bd. 2, ferner O.Kratky; Angew.Chem.53, 153 (1940).
Die Wasseraufnahme von Papier im Zusammenhang mit dielektrischen Eigenschaften ist ausführlicher behandelt in der Arbeit des Verf. Frequenz3, Nr. 6. S. 165 und Nr.7, S. 216 (1949).
Über die hochmolekularen Zerfallsprodukte, die bei der Vakuumdestillation der Zellulose auftreten, vergleiche Pictet u. Sarasin, Helv. Chim. Acta,1, 87 (1918).
W. Jost u. L. v. Müffling, Z. El. Chem.47, 766–773 (1941).
Polanyi u. Wigner, Z. Phys. Chem., Haber-Band139, 439 (1928), leiten theoretisch ab, daß die Zerfallswahrscheinlichkeit unabhängig von der Bindungsstelle bei Kettenmolekülen (lineare Kette) ist.
Nach O. Schmidt, Z. phys. Chem. A159, 337 (1932) wirkt bei Kohlenwasserstoffen eine durch C-H-Sprengung entstandene Doppelbindung auf die folgende Bindung verstärkend, auf die übernächste schwächend (Krackprozeß). Ferner Z. Elektrochem.43, 853–858 (1937).
Vgl. z. B.: R. Jaeckel, Kleinste Drucke, ihre Messung und Erzeugung (Berlin-Göttingen-Heidelberg 1950).
Hochhäusler, P., ETZ72, 357 (1951) sowie ETZ72, 281 (1951) sowie der Elektrotechniker2, 297 (1950) (Mitteilungen aus der Kondensatorenfabrik Lepper, Honnef/Rhein).
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Veith, H. Zur thermischen Stabilität von Papier im Vakuum. Kolloid-Zeitschrift 150, 14–19 (1957). https://doi.org/10.1007/BF01503039
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