Zusammenfassung
Eine der wichtigsten Aufgaben der Chemie ist die Zurückführung der Zusammensetzung aller Stoffe auf eine möglichst kleine Zahl von Bestandteilen — Elementen. Um dies zu ermöglichen, versucht man die Stoffe durch alle zurzeit zur Verfügung stehenden Methoden, von denen man einen Erfolg erwartet, zu zerlegen. Das jeweilige Ziel dieser Bestrebungen ist die Erreichung von Stoffen — „Grenzstoffen“ —, die durch die genannten Methoden nicht weiter zerlegbar sind. Die in diesem Sinneunzerlegbaren Stoffe, die zum Teil nur spekulativen Charakter besitzen, wurden bis jetzt in theoretischen Überlegungen „Elemente“ genannt. Da man aber praktisch die Aufzählung der Bestaudteile der Materie nur bis zu den zurzeitunzerlegten Stoffen durchführen kann, geben die Chemiker, dem Zwecke des Elementbegriffes entsprechend, in ihren Tabellen der Elemente nicht jene unbekannten „Grenzstoffe“, sondern die Stoffe an, die noch nicht zerlegt wurden. Dieser Brauch der Chemiker, mit demselben Wort „Element“ einerseits jene unzerlegbaren, anderseits diese unzerlegten Stoffe zu bezeichnen, sollte der begrifflichen Klarheit wegen verlassen werden, wobei nicht zweifelhaft sein kann, daß die Bezeichnung „Element“ für die realen, nicht für die spekulativen Stoffe beibehalten bleiben muß. Da es weiterhin Stoffe gibt, die, obwohl sie zurzeit noch nicht zerlegt worden sind, mit Sicherheit als Gemische mehrerer Bestandteile erkennbar sind, und deshalb nicht zu den Elementen gerechnet werden können, läßt sich das, was die Chemiker als Elemente bezeichnen, folgendermaßen definieren: „Ein chemisches Element ist ein Stoff, der durch keine physikalische oder chemische Methode in einfachere Bestandteile zerlegt und nicht als Gemisch anderer Stoffe erkannt worden ist“.
Die Definition hat zur Voraussetzung, daß man die Isotope als verschiedene Elemente betrachtet. Diese Betrachtungsweise ergibt sich aber mit Notwendigkeit, wenn der Elementbegriff auch weiterhin seinem bisherigen Zweck entsprechen soll.
Literatur
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So vertritt z. B.Holleman in seinem verbreiteten Lehrbuch eine ähnliche Ansicht.
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Vgl.W. Ostwald, l. c.
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Näheres vgl. l. c. S. 341 u. ff.
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Fajans, K. Zur Begriffsbestimmung des chemischen Elementes. Naturwissenschaften 6, 751–755 (1918). https://doi.org/10.1007/BF01499126
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01499126