Zusammenfassung
Die Ausscheidung der δ-Aminolävulinsäure im Harn wurde bei 15 Bleivergiftungen und 140 Bleiarbeitern untersucht. Bei allen Bleivergiftungen fand sich eine beträchtlich vermehrte Ausscheidung von δ-Aminolävulinsäure. Von den 140 Bleiarbeitern zeigten 90 (=64%) eine pathologisch gesteigerte Ausscheidung von δ-Aminolävulinsäure. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die endgültige Zuordnung erhöhter δ-Aminolävulinsäurewerte zu Bleiaufnahme, Bleieinwirkung und Bleikrankheit zu klären. Die isolierte δ-Aminolävulinacidurie stellt ein neues biochemisches und diagnostisches Kriterium der Bleivergiftung dar. Sie kann als derzeit empfindlichster Indicator für die Bleiintoxikation gelten. Die δ-Aminolävulinacidurie wird auf einen toxischen Stoffwechselblock (Hemmung der SH-haltigen δ-Aminolävulinsäuredehydrase?) zwischen δ-Aminolävulinsäure und Porphobilinogen im Rahmen der Biosynthese des Protoporphyrins und des Hämoglobins zurückgeführt.
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Stich, W. δ-Aminolävulinacidurie Ein neues biochemisches und diagnostisches Kriterium der Bleivergiftung. Klin Wochenschr 39, 338–341 (1961). https://doi.org/10.1007/BF01492247
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