Die Mikromorphologie des Nephron in ihrer Beziehung zur Funktion

Zusammenfassung

Nach der Beschreibung der Feinstruktur der am Aufbau des Glomerulum, des proximalen und des distalen Konvolutes beteiligten Gewebselemente werden diese auf ihre funktionelle Bedeutung hin untersucht. Es ergibt sich dabei in Bestätigung früherer Untersucher, daß der Aufbau der Blut-Harn-Schranke im Glomerulum mit der Theorie der blutdruckabhängigen Filtration des Primärharnes übereinstimmt und daß die Glomerulum-Endothel-und Epithelzellen nur eine mittelbare, jedoch keine energetisch aktive Rolle bei der Filtration spielen. Im Gegensatz dazu sind die Epithelien sowohl des proximalen wie des distalen Konvolutes bei der Rückresorption offenbar aktiv beteiligt, d. h. sie stellen die Energie, die aus dem oxydativen Stoffwechsel gewonnen wird, für den transcellulären Transport selbst zur Verfügung. In den Tubulusabschnitten, in denen die größten transcellulären Flüssigkeitsbewegungen vor sich gehen, weisen die Epithelien an ihrer Basis eine charakteristische Struktur auf. Es wird der Versuch gemacht, diese Struktur als physikalisch-chemischen Apparat für den aktiven Flüssigkeitstransport bei der tubulären Rückresorption zu interpretieren.

Das proximale Konvolut umfaßt zwei Abschnitte, die aus verschiedenen Zelltypen gebildet werden. Der Vergleich der cellulären Feinstrukturen legt nahe, daß im I. Teil vorwiegend die Flüssigkeitsresorption und im II. Teil die tubuläre Sekretion vonstatten geht.

Der Angriffspunkt des antidiuretischen Hormones, der im distalen Tubulus vermutet wird, kann bei Berücksichtigung des Aufbaues der tubulären Blut-Harn-Schranke nur in der Epithelzelle liegen, da die qualitative Steuerung der Rückresorption an eine aktive Zelleistung gebunden ist.