Zusammenfassende Besprechung
Die Verbesserung der Technik der künstlichen Beatmung hat uns nicht nur erlaubt, bei vollcurarisierten Patienten Lungenkomplikationen zu vermeiden, sondern auch ermöglicht, postoperativ oder nach einem Schädeltrauma entstandene Pneumonien mit schwerer Ateminsuffizienz rasch zur Abheilung zu bringen. Dabei hat sich die kombinierte Beatmung der Patienten mit einem Respirator und einem von uns zusammengestellten Handbeatmungssystem gut bewährt.
Medikamentös behandelten wir unsere curarisierten Patienten mit Sulfonamiden oder mit Antibiotica je nach Indikation, Blut- und Plasmatransfusionen, gelegentlich kleinere Mengen Opiaten zur Schmerzbekämpfung und leichter Dämpfung. Auf „medikamentöse Hibernation“ haben wir in allen Fällen im Verlaufe der letzten 2 Jahre—auch bei Tetanus—, wie uns scheint, mit Vorteil verzichtet.
Die künstliche Beatmung eines curarisierten Patienten mit Pneumonie und sekretüberschwemmter Lunge (drowned lung) führt zu einer erstaunlich raschen Besserung des Allgemeinzustandes. Die hochfieberhafte Körpertemperatur senkt sich rasch auf normale Werte, die Haut wird trocken und bekommt eine gute Farbe und Durchblutung. Die systematische Anwendung der manuellen Beatmung, wie sie in dieser Arbeit beschrieben wird, hat uns erlaubt, auf diesem Gebiet gute Resultate zu erreichen.
Die Ursache der schnellen Besserung des Allgemeinzustandes und der guten Heilungstendenz pneumonischer Herde sehen wir vor allem in folgendem: Wiederherstellung physiologischer Atemverhältnisse mit guter Drainage des Bronchialsekretes einerseits, starke Verminderung des Sauerstoffbedarfes im Organismus durch Curarisierung andererseits.
Nach Absetzen der Curarezufuhr müssen die Patienten genügend lange nachbeatmet werden (unter Umständen während mehrerer Tage), damit nicht durch ungenügende Spontanatmung und mangelhafte Expectoration das Resultat der Beatmungsbehandlung in Frage gestellt werden kann. Die Intercostalmuskulatur bleibt nach langdauernder Curarisierung länger paralytisch als die Zwerchfellmuskulatur. Die daraus entstehende paradoxe Atmung darf nicht übersehen werden.
Literatur
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Huber, P., u.R. Brönnimann: Curarisierung und künstliche Beatmung als aussichtsreiche Behandlung posttraumatischer oder postoperativer Hyperthermien in der Neurochirurgie. Soll demnächst in Acta neurochirurgica erscheinen.
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Brönnimann, R., Stirnemann, H. Curarisierung und künstliche Beatmung als neue Behandlungsmethode schwerer postoperativer oder posttraumatischer Lungenentzündungen mit Ateminsuffizienz. Klin Wochenschr 37, 600–605 (1959). https://doi.org/10.1007/BF01488165
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01488165