Untersuchungen über die erythropoietische Wirkung polycythämischer Seren

Zusammenfassung

Es wird über tierexperimentelle und hochspannungselektrophoretische Untersuchungen des bei idiopathischen und symptomatischen Polycythämien im Blut vermehrt auftretenden erythropoietischen Faktors berichtet.

Hierbei konnte weder bei idiopathischen noch bei symptomatischen Polycythämien eine Korrelation zwischen der Ätiologie und Symptomatologie der Erkrankung und der Menge des dabei im Plasma nachweisbaren Stimulans der Erythropoiese festgestellt werden. Desgleichen wurde zwischen unbehandelten und mit P³² vorbehandelten Polycythämien keinerlei Unterschied hinsichtlich der Aktivität der Plasmen beobachtet. Bei Polyglobulien verschiedenster Ursache wurde im allgemeinen eine stärkere erythropoietische Wirksamkeit des Plasmas als bei den Polycythämien nachgewiesen.

Bei Versuchen der hochspannungselektrophoretischen Trennung enteiweißter aktiver Substrate ergaben sich zwei erythropoietisch aktive Gruppen, wovon die eine bei p_H 3,6 keine Wanderung aufweist und sich unmittelbar anoden- und kathodenwärts von der Auftragsstelle lokalisiert, während die zweite aktive Gruppe relativ weit anodenwärts wandert. Die sich bei p_H 3,6 isoelektrisch verhaltende Gruppe weist eine positive Schwefel-, Sulfhydril-, Peptid- und Polysaccharid-Reaktion auf und verhält sich metachromatisch nach Färbung mit Toluidinblau. Die anodisch wandernde Gruppe zeigt nur einen Teil dieser färberischen Charakteristika. Die Möglichkeit, daß es sich bei der um die Auftragsstelle lokalisierenden Gruppe um ein Glykoproteid oder um ein Mucopolysaccharid handelt, wird diskutiert, wobei insbesondere auf gleichartige Befunde der jüngeren Literatur hingewiesen wird.