Über Veränderungen des weissen Blutbildes und der Harncorticoidausscheidung nach Zuckerbelastung bei Gesunden und Diabetikern

Zusammenfassung

Nach Belastung mit 100 g Traubenzucker traten erhebliche Veränderungen des weißen Blutbildes auf. Von 11 Gesunden zeigten 10 eine Vermehrung der stabkernigen, 8 auch einen Anstieg der segmentkernigen Neutrophilen, alle 11 einen Abfall der Lymphocyten. Nur in 4 Fällen fand sich auch eine Abnahme der Eosinophilen um mehr als 50%. Diese Leukocytenverschiebungen, die innerhalb der ersten 3–4 Std nach der Kohlenhydratzufuhr auftraten, waren noch deutlicher ausgeprägt, wenn der Traubenzucker durch eine Jejunalsonde verabfolgt wurde, wie in 6 weiteren Versuchen festgestellt wurde. Neutrophilie mit Linksverschiebung, Lympho- und Eosinopenie waren auch bei Diabetikern nach Kohlenhydratbelastung nachzuweisen. Gleichzeitige Bestimmungen der Harnsteroidausfuhr zeigten, daß bei Gesunden durch die Zuckerzufuhr eine erhebliche Steigerung der Ausscheidung der neutralen C-17-Ketosteroide hervorgerufen wurde, jedoch in der Regel nicht bei den Zuckerkranken. Von 6 Diabetikern wies nur einer nach der Zuckerzufuhr eine eindeutig erhöhte Ausscheidung des C-17-Ketosteroids auf. Daraus wird der Schluß gezogen, daß sich der typische Reaktionsablauf der Leukocyten nach Zuckerbelastung unabhängig von der Stimulierung der Nebennierenrinde entwickelt. Es wird vermutet, daß beim Gesunden die Aktivierung des Hypophysen-Nebennierenrindensystems mit der auf die Zuckerresorption folgenden vermehrten Insulinausschüttung zusammenhängt, ein gegenregulatorischer Vorgang, der beim Zuckerkranken wenig ausgeprägt ist.