Zusammenfassung
Das teilweise epidemische Auftreten der Malaria in Deutschland 1945–1947 wird zum Anlaß genommen, um an Hand der neueren Erkenntnisse über die präerythrocytäre Gewebsentwicklung der menschlichen Plasmodien die unterschiedlichen Inkubationszeiten zu erklären. Ganz allgemein sind neben der Reaktionslage des einzelnen Individuums Anzahl und Vitalität der verimpften Sporozoiten sowie der vorherrschende Plasmodienstamm für die Dauer der Inkubation von Bedeutung. Bei der durch Medikamente unbeeinflußten Tropica gibt es keine langfristigen primären Latenzen, sondern lediglich kurze Inkubationen, etwa zwischen 6–17 Tagen. Dies hängt mutmaßlich mit der Tatsache zusammen, daß die Gewebsentwicklung der Tropicaparasiten mit dem Ausstoßen der Blutformen beendet ist. Die Quartana zeigt bei künstlicher Mückeninfektion Inkubationen zwischen 24 und 42 Tagen, die unter natürlichen Bedingungen erworbene Quartanainfektion kann viele Jahre ohne klinische Symptome latent bleiben, so daß man ein vorwiegend exoerythrocytäres Dasein des Pl. malariae mit nur gelegentlicher Ausschwemmung von Blutformen annehmen muß. Ähnlich starke Unterschiede in der Inkubation zeigt die Tertiana (9 Tage bis 14 Monate). Die Anschauungen holländischer Forscher über den nordeuropäischen Tertianatyp mit praktisch ausschließlich langfristigen primären Latenzen nach Herbstinfektionen konnten auf Grund der Beobachtung der nach dem Kriege in Deutschland aufgetretenen Malariaepidemien nicht bestätigt werden, die kurzen Inkubationen können die langfristigen Latenzen zahlenmäßig sogar überwiegen. Infektionszeit und Infektionsdosis sind neben der Abwehr des Menschen entscheidender für die Länge der Inkubationszeit als im Vivaxparasiten verankerte Neigungen zu normaler kurzer Inkubation oder langfristiger primärer Latenz, die durch Selektion anpassungsfähiger Parasiten auseinem formenreichen, der Kreuzung unterliegenden Vivaxmaterial erklärt werden können.
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Herrn Prof. Dr. med.E. Rodenwaldt zum 70. Geburtstag, Klinische Wochenschrift, 27. Jahrg.
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Hormann, H. Über die Inkubationszeit bei der menschlichen Malaria. Klin Wochenschr 27, 153–158 (1949). https://doi.org/10.1007/BF01472278
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