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Ueber Leitungshemmung durch Kolloide nebst Bemerkungen zum Serumleitvermögen

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Zeitschrift für Chemie und Industrie der Kolloide Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

In vorliegender Arbeit wird gezeigt, daß die vier Kolloidarten, Serumalbumin, Serumglobulin, Gelatine und Saponin, die Leitfähigkeit einer 1/2 n Lösung von NaOH in verschiedenem Grade herabsetzen, und daß diese Herabsetzung mit zunehmender Kolloidkonzentration bei Albumin, Globulin und Saponin so abnimmt, daß die Leitfähigkeitskurve leicht konkav ist. Die Ursache dieser Erscheinung, daß (jetzt rückwärts gehend) die Leitfähigkeit bei Verdünnung des Kolloids rascher anwächst als seiner jeweiligen Konzentration entspricht, wird zur Hauptsache in der relativen Erhöhung der lonenkonzentration in der Zwischenflüssigkeit, dann auch in der Vergrößerung der Eigenleitfähigkeit der Teilchen und der verminderten inneren Reibung des Systems gesehen.

An Hand der Experimente werden die im Innern eines Kolloids stattfindenden Vorgänge einer Analyse unterworfen, wobei es sich herausstellt, daß Quellungs- und Adsorptionsprozesse, Oberflächenspannung der Teilchen, Konzentration derselben und der lonen und die Art der letzteren von hervorragender Wichtigkeit sind und daß die Leitfähigkeit des ganzen Systems von diesen Faktoren abhängig ist. Es wird hervorgehoben, daß solche Prozesse als Folge des Stoffwechsels auch in der Blutflüssigkeit sich abspielen.

Die Leitfähigkeit eines Kolloid-Ionen-Systems wird zur Hauptsache als eine Funktion der Ionenzahl und der Kolloidkonzentration betrachtet, wobei aber ausdrücklich bemerkt wird, daß oft, eben infolge der erwähnten Adsorptionsprozesse und des Mithineinsplelens von Nonelektrolyten, die Leitfähigkeit zu Fehlschlüssen bezügl. des Verhaltens der Elektrolyte führen kann. Dies zu vermeiden, wird die gleichzeitige Anwendung mehrerer physikalisch-chemischer Methoden im Verein mit der Leitfähigkeitsmessung empfohlen, deren Ergebnisse Rückschlüsse auf die Beschaffenheit bezw. Zusammensetzung physiologischer und pathologischer Sera erlauben. Als Beispiele werden dann die Ergebnisse von 25 Fällen gleichzeitiger Anwendung von drei Methoden bei Seren qualitativ mitgeteilt und zu deuten versucht.

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Literatur

  1. Der osmotische Druck der Serumkolloide ist aller Wahrscheinlichkeit nach geringer als 40–50 mm Hg, beträchtliche Druckwerte, welche hingegen durch die Messung der Gefrierpunktserniedrigung mit dem Beckmannthermometer nicht mehr wahrgenommen werden können. Vgl. R. S. Lillie, American Journal of Physiology20, 127 (1907).

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  7. Es geht also eine bestimmte Menge Wassers für Ionen und dadurch für den „Leiterquerschnitt“ verloren. Diese Wassermenge wird zur Quellung, d. h. zur Vergrößerung des Gelatinequerschnittes gebraucht. Aus diesem Grunde kann derselbe nicht einfach aus dem absoluten (= g) spezifischen Gewicht (c) der trockenen Gelatine nach der Formel\(\sqrt[3]{{\left( {\begin{array}{*{20}c} g \\ c \\ \end{array} } \right)2}}\) berechnet werden, wie Dumanski (Zeitschr. f. physik. Chem.60, 553 (1907) und Koll.-Zeitschr.2, I. Suppl.-H. XVIII (1907) meint, sondern er ist größer.

  8. Aehnliche Prozesse spielen sich in der Blutflüssigkeit ab, wenn durch pathologische Vorgänge neue Kolloide in den Blutstrom gelangen, z. B. bei Piroplasmosis der Pferde.

  9. Wahrscheinlich werden die Quellungsbedingungen, welche anfangs durch Alkali mächtig begünstigt werden, mit zunehmender OH-Konzentration immer ungünstiger, da unsere Konzentrationen bereits jenseits der optimalen liegen dürften. Vgl. Wo. Ostwald Pflüger's Arch.108, 563 (1905).

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  13. Bugarszki u. Tangl (n. Hamburger) fanden eine Erniedrigung des Leitvermögens von 2,5 Proz. pro Gewichtsprozent Eiweiß, also eine bedeutend geringere Herabsetzung als meine Serumalbumine und -globuline sie verursachen. Dieser Unterschied erklärt sich aus der Verschiedenheit der Art und Konzentration der angewandten Elektrolyte; diese Autoren experimentierten nämlich mit den Serumelektrolyten in natürlicher Konzentration.

  14. Zahlen siehe meine „Vergleichenden physikal.-chem. Blut- und Serum untersuchungen usw.“ Zeitschr. f. Infektionskrankheiten usw. der Haustiere6, 363 und 446 (1909); außerdem W. Frei, Physikal. -chem. Untersuchungen über Piroplasmosis der Pferde, ibidem.

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Frei, W. Ueber Leitungshemmung durch Kolloide nebst Bemerkungen zum Serumleitvermögen. Zeitschr f Chem und Ind der Kolloide 6, 94–103 (1910). https://doi.org/10.1007/BF01465753

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