Zusammenfassung
Anhand von insgesamt 6 Fällen mit einseitigen Uretersteinen, die nach endovesicalen Ureteruntersuchungen an einer einseitigen, ascendierenden, mit Anurie einhergehenden Pyelonephritis erkrankten, wird die Pathogenese und Therapie der Erkrankung besprochen. Durch endovesicale Untersuchungen können hochvirulente Hospitalkeime der Streptokokken-oder Staphylokokkenreihe durch vermutlich aerogen (Atemluft) infiziertes Instrumentarium des untersuchenden Arztes in das gestaute obere harnsystem eingeschleppt werden, die nach wenigen Stunden zu einer foudroyanten Pyelonephritis mit schwersten nephrotischen Veränderungen auch am kontralateralen Organ führen, denen der Kranke ohne Nephrektomie der infizierten Niere stets im anurischen Stadium erliegt. Alle anderen chirurgischen und konservativen Behandlungs-maßnahmen haben den sonst tödlichen Verlauf nicht aufhalten können. Die pathognomonischen Zeichen der Erkrankung sind die harnstauung, die vorausgegangene endovesicale Untersuchung, die septischen Temperaturen, die Leukocytose, die Oligurie oder Anurie, der Nachweis von Streptokokken oder Staphylokokken im Urin und eventuell die Druck-schmerzhaftigkeit der infizierten Niere. Im anurischen Frühstadium (Urin-Tagesmenge etwa 200 cm3) soll möglichst sofort die infizierte Niere freigelegt und bei Bestätigung der Diagnose entfernt werden. Zu diesem Zeitpunkt ist eine Regeneration der vermutlich toxisch-nephrotisch geschädigten Kontralateralniere noch möglich.
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Karcher, G. Diagnose und Behandlung der einseitigen ascendierenden anurischen Pyelonephritis nach instrumentellen Harnwegsuntersuchungen. Arch. f. klin. Chir 291, 35–48 (1959). https://doi.org/10.1007/BF01445021
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