Zusammenfassung
Bei Experimenten zumhomologen undheterologen Sehnenersatz mitkonserviertem Material erwiesen sich devitalisierte Sehnensegmente in technischer und biologischer Hinsicht verwendbar. In unterschiedlichen Zeiträumen waren die Pfropfstücke durch das Wirtsgewebe substituiert und neues Zwischengewebe in den Defekt eingefügt. Frische oder kürzere Zeit konservierte und nicht devitalisierte Transplantate lösten im Transplantatlager Vorgänge aus, die eine Annahme immunbiologischer Abwehrreaktionen nahelegen.
Beim histologischen Wiederherstellungsprozeß wird von den Wirtsstümpfen aus ein lockeres, gefäßreiches mesenchymales Gewebe von reticulärer Struktur gebildet, in dem sich Fibroblasten, Capillaren und Capillarsprossen, Histiocyten, Lymphocyten, einzelne Leukocyten und Plasmazellen finden. Das Granulations- und Resorptionsgewebe baut das Transplantat ab und bildet seinerseits sekundär ein kollagenes Fasergewebe. Das Pfropfstück dient als Gerüst oder Gleitschiene für die Transformations- und Neuaufbauvorgänge, wobei Transplantatanteile über längere Zeit erhalten bleiben können. Bei Verwendung von devitalisiertem Sehnengewebe gehen die Ersatzbestrebungen ausschließlich von den Wirtsstümpfen aus und Verwachsungen mit dem Transplantatlager kommen nicht zustande. Das Ergebnis der histologischen Vorgänge ist ein dem Sehnengewebe sehr ähnliches, aber nicht identisches Gewebe, das den Defekt überbrückt und die Funktion übernimmt.
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Herzog, K.H. Experimentelle Grundlagen der Transplantation von konserviertem Sehnengewebe. Arch. f. klin. Chir 303, 313–324 (1963). https://doi.org/10.1007/BF01443250
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