Zusammenfassung
Es wurde an einem Krankengut von 435 Patienten mit Bronchialkrebs untersucht, ob sich aus klinischen Daten Rückschlüsse auf die Entstehung des Leidens ziehen lassen könnten. Die Vielzahl von Faktoren einerseits und ihre große Kombinationsmöglichkeit andererseits ergab die Forderung, wenige aber eindeutige und konstante Merkmale zu finden. Als solche wurden die Geschwulstlokalisation und der Geschwulsttyp erkannt. Der Vergleich der lokalisatorischen Anordnung der Geschwülste mit der Lungenbelüftung ergab eine bemerkenswerte Parallelität:Die prozentuale Verteilung der Tumoren entspricht der Belüftung der entsprechenden Lungenabschnitte. Die Gleichsinnigkeit von Tumorbefall und Beatmung war für die Lungenflügel und Lungenlappen ebenso nachweisbar wie für verschiedene Abschnitte des Bronchialbaumes. Es wurde daraus gefolgert, daß Belüftung und Tumorbefall in einem ursächlichen Zusammenhang stehen. Darüber hinaus fand sich, daß bei prozentual gleicher Verteilung die Plattenepithelkrebse mehr zentral, die kleinzelligen Geschwulste mehr peripher im Bronchialbaum anzutreffen sind. Diese Beziehung von Tumorlokalisation und Geschwulstart müßte sich in seiner prozentualen Anordnung verschieben, sobald exogene Reize ausreichender Intensität auftreffen.
Dieses wurde für die Einwirkungen “chronische Bronchitis” und “Pneumonie” sowie “Raucher” untersucht. Für jede dieser Gruppe stellte sich eine besondere Form der bevorzugten Tumorlokalisation heraus, für “Bronchitis” und “Raucher” war das Überwiegen der Plattenepithelkrebse ebenfalls eindeutig nachweisbar. Mit diesen Untersuchungen ist einerseits die Richtigkeit der Auffassung erbracht, daß exogene Reize als die wesentlichen Bedingungen für die Entstehung des Bronchialcarcinoms angesehen werden müssen; andererseits ist damit zugleich gezeigt, daß sich ein ätiologisches Moment für chronische Bronchitis, Rauchen und Pneumonie nicht mehr fortleugnen läßt.
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Löhr, B., Wagner, A. Die Beziehungen von Geschwulstart und Lokalisation der Bronchialcarcinome zur Lungenbelüftung und ihre Veränderungen durch exogene Einflüsse (chronische Bronchitis, Pneumonie, Raucher). Arch. f. klin. Chir 280, 592–608 (1955). https://doi.org/10.1007/BF01441304
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