Vom „freien Kohlenstoff“ im Steinkohlenteer (1)

Zusammenfassung

Destillationsversuche mit einem rohen Steinkohlenteer der Staatlichen Anlage Knurów, sowie Beobachtungen aus dem Betriebe, machen es sehr wahrscheinlich, daß der „freie Kohlenstoff“ die disperse Phase in dem kolloiden System „Steinkohlenteer“ bildet. In dem unverdünnnten Teer tritt der fr. Kr. in jeder möglichen Form der Zerteilung auf, von der molekularen über die kolloide und die Mikronen Nellensteyn's bis zu grobdispersen und völlig desolvatisierten Teilchen. Diese Anschauung wird durch den Verlauf der Viskositätskurve unterstützt, die man bei der Druckerhitzung des Teeres von 200–425° in Abständen von 25° erhält. In dem vorliegenden Falle tritt die Wärme als Kondensationsmittel auf, und die Auszählung der Mikronen nach Nellensteyn läßt deren Abnahme mit steigender Temperatur erkennen, d. h. der fr. K. wird gröber. Wie gezeigt werden konnte, wird durch dieses Gerinnsel die Zähigkeit des Pechs herabgesetzt.

Die Destillation des Steinkohlenteers mit ihrer Entziehung der Öle kann demnach physikalisch-chemisch als eine Entquellung, eine Desolvatation, angesprochen werden, neben der möglicherweise noch eine gelinde Verkrakung herläuft.