Zusammenfassung
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1.
Die Eigenschaft der Hydrotropie spricht Neuberg solchen Salzen organischer Säuren zu, die in konzentrierter wässeriger Lösung die Wasserlöslichkeit sonst schwerlöslicher organischer Substanzen begünstigen. — Es wurde gefunden, daß sich die Löslichkeitskurven für vier „Solvenda“ (Anilin, Paraldehyd, Essigester und Amylalkohol) bei steigenden Konzentrationen der als „Solventien“ bezeichneten Salze nicht von derjenigen einfacher Lösungsmittel wie Alkohole, Azeton, Pyridin, Essigsäure usw. unterscheiden. Da kein prinzipieller Unterschied zwischen der wässerigen Lösung von Alkoholen, Aldehyden, Säuren einerseits und Salzen anderseits besteht, stellt die Hydrotropie keine neue besondere Eigenschaft gewisser Stoffe dar. Da bei der — wenn auch schwachen — Dissoziation der organischen Salze „Säureionen“ in der Lösung zu erwarten sind, besteht bezüglich der die Lösung der Solventien bewirkenden Anionen kein Unterschied gegenüber schwach dissoziierten Säurelösungen.
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2.
Die zahlenmäßigen Angaben Neu berg's über die Lösungsbeeinflussung durch konzentrierte Salzlösungen konnten teilweise nicht bestätigt werden.
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3.
Da einige sogenannte hydrotropische Substanzen in kleinen Konzentrationen nicht nur keine Löslichkeitserhöhung, sondern eine weitgehende Erniedrigung der Löslichkeit der Solvenda gegenüber reinem Wasser zeigen, ist die Annahme Neu berg's, daß die angebliche Hydrotropie im Organismus eine Rolle spielen würde, bestreitbar, da so hohe Konzentrationen, wie sie zur Löslichkeitserhöhung der Solvenda nötig sind, nicht im Organismus vorkommen, und niedrige, physiologische Konzentrationen der gleichen Stoffe geradezu lösungshemmend wirken können.
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Hahn, F.V.v. Ist Hydrotropie eine besondere Eigenschaft von organischen Salzen?. Kolloid-Zeitschrift 62, 202–207 (1933). https://doi.org/10.1007/BF01424292
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01424292