Zusammenfassung
Durch Vergleich der theoretisch wichtigsten Herstellungsverfahren der Harnstoff-Formaldehyd-Harze miteinander sowie mit den Entstehungsbedingungen der nichtharzigen Harnstoff-Formaldehyd-Konzentrationsprodukte wird das den verschiedenen Harzbildungsverfahren Gemeinsame aufgezeigt und der Zusammenhang mit den nichtharzigen Kondensationsprodukten hergestellt. Entstehung und Zusammensetzung der Harze stehen in besonders inniger Beziehung einerseits zum kristallisierten Dimethylolharnstoff, anderseits zum amorphen Methylolmethylenharnstoff.
Die quantitative Verfolgung des seinerzeit vom Verfasser angegebenen Schmelzprozesses des Dimethylolharnstoffs führt auf Grund der erhaltenen Werte für das abgespaltene Wasser sowie für den abgespaltenen Formaldehyd zu bestimmten Vorstellungen über den Bau des Harzes, das als verhältnismäßig niedermolekular anzusehen ist. Dafür sprechen auch andersartige Versuche am Thioharnstoff. Auf Grund seines Reaktionsvermögens mit Kupferchlorür, das zu kristallisierten Komplexsalzen führt, wurden kupfer- und chlorhaltige Thioharnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukte hergestellt, und deren gelbe kolloide Lösungen, sowie die daraus durch Salzflockung erhaltenen amorphen Niederschläge untersucht. Durch rechnerische Auswertung der Analysendaten der letzteren werden auf Grund bestimmter Voraussetzungen Schlüsse auf ihre Konstitution gezogen und unter Heranziehung von kryoskopischen Messungen ein Einblick in die Zusammensetzung der kolloiden Lösungen zu gewinnen versucht. Die Teilchen dieser gelben Lösungen sind elektropositiv, im Ultramikroskop ist ein Amikronenkegel sichtbar.
Das in seinem Verhalten zunächst an solvatokratische Kolloide erinnernde, in seinen elektrischen Eigenschaften noch eingehend zu untersuchende gewöhnliche Harnstoff-Formaldehyd-Harz weist in seinen allgemeinen Entstehungsbedingungen und seinem allgemeinen Bauplan gewisse Berührungspunkte mit elektrokratischen Kolloiden auf.
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Vortrag, gehalten anläßlich der Tagung des Vereins Deutscher Chemiker zu Wien, 1931. Das Versuchs- und Zahlenmaterial kann in diesem Rahmen nicht mitgeteilt werden, sondern wird hier nur durch einige Beispiele erläutert; die Veröffentlichung der einzelnen Arbeiten erfolgt in den Kolloidchem. Beih. I. Abhandlung: Kolloidchem. Beih.34, 115 (1931).
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Walter, G. Das Harnstoff-Formaldehyd-Kolloid. Ein Beitrag zur Konstitution der künstlichen Harze. Kolloid-Zeitschrift 57, 229–234 (1931). https://doi.org/10.1007/BF01423464
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