Zusammenfassung
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1.
Nachtblau löst sich in Flüssigkeiten mit einer Dielektrizitätskonstante über fünf bei Zimmertemperatur leicht mit blauer Farbe auf, in Flüssigkeiten mit kleinerer Dielektrizitätskonstante löst es sich nur in der Hitze mit merklicher Geschwindigkeit und dann mit kresser Farbe.
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2.
In Flüssigkeitsgemischen löst sich der Farbstoff ebenfalls in Abhängigkeit von der Dielektrizitätskonstante teils blau, teils kress auf.
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3.
Flüssigkeiten, die den Farbstoff kress lösen, nehmen bei dem Ueberschichten über eine wässerige Lösung den Farbstoff quantitativ aus dieser auf.
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4.
Lä\t man Nachtblau aus verschiedenen Lösungsmitteln eintrocknen, so haben die Rückstände andere Löslichkeit als der unvorbehandelte Farbstoff, was sich mit einer Aenderung der Primärstruktur erklären lä\t.
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5.
Als positiv geladener Farbstoff lä\t sich Nachtblau am leichtesten mit Laugen ausfällen; die alkalische Flockung zeitigt kress-rote Koagulate, die jedoch nicht aus dem Alkalisalz der Farbsäure zu bestehen scheinen, da die Löslichkeit dieser Flocken in Toluol und anderen Lösungsmitteln genau der des reinen Farbstoffes entspricht, die gleiche Kapillarisierfähigkeit zeigt usw.; au\erdem tritt die Fällung bereits bei Laugekonzentrationen ein, die unter der stöchiometrisch zu errechnenden Menge liegen.
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6.
Der Farbstoff ist in allen kressen Lösungen molekulardispers, in allen blauen kolloid gelöst; die wässerige Lösung ist die gröbstdisperse.
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7.
Aus allen, auch den kressen Lösungen, wird der Farbstoff mit blauer Farbe von Baumwolle, Zellulose, Nitrozellulose und den gebräuchlichen Adsorbentien aufgenommen.
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8.
Nachtblauteilchen, die in Wasserglas eingebettet sind, haben blaue Farbe, die beim Quellen der Wasserglasstücke in kress übergehen; in Seifengallerte eingelagertes Nachtblau sieht im ungequollenen Zustand kress aus, im gequollenen blau (optische Packungsdichte).
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9.
Die Oberflächenspannung von Wasser gegen Luft und von Toluol gegen Luft wird durch Zusatz von Nachtblau etwas erhöht; die Grenzflächenspannung von Wasser gegen Toluol wird durch Auflösen von Nachtblau in beiden Phasen um etwa 100 Proz. erhöht.
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v. Hahn, F.V. Beiträge zur Kolloidchemie des Nachtblaus. Kolloid-Zeitschrift 34, 162–169 (1924). https://doi.org/10.1007/BF01422069
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01422069