Zusammenfassung
Hinsichtlich der Einstellung zur Frühoperation der akuten profusen Magenblutung nimmt die Kieler Chirurgische Universitättsklinik seit einigen Jahren wieFinsterer einen aktiven Standpunkt ein unterscheidet sich aber vonFinsterer in einem Punkt grundsätzlich. Die genaue Übersicht eines Krankengutes während 30 Jahren zeigt uns eindeutig die Berechtigung dieses Vorgehens, indem bei Steigerung der Resektionsquote von 30% auf 43,8% die Mortalität bei operativer Behandlung von 35,2 auf 15,3% sank, während diese gleichzeitig bei den konservativ behandelten Fällen von 26,5 auf 11,1% abfiel. Unser heutiges Vorgehen besteht darin, daß wir nacheinem Versuch auf konservativem Wege die Blutung zum Stehen zu gringen unbedingt die Klärung der Diagnose durchsetzen. Als erstes schließen wir durch Röntgenpassage Oesophagusvaricen als Blutungsquelle aus. Danach wird auf jeden Fall laparotomiert undselbst bei negativem Palpationsbefund reseziert. Es wurde im einzelnen über 6 derartige Fälle des letzten Jahres berichtet. Von diesen 6 Fällen verstarben 2, 4 konnten geheilt werden. Es erscheint uns nach dem Verlauf wahrscheinlich, daß ohne aktives Vorgehen alle 6 Patienten schließlich ihrer Blutung erlegen wären. Wie wir an autoptisch gesichertem Material nach weisen konnten, beträgt die Häufigkeit der Gastritisblutung 11,5% aller Blutungen des Magens. Wenn wir noch die Fälle von akuten Ulcusblutungen hinzurechnen, bei denen wie bei der Gastritisblutung ebenfalls kein Röntgenoder Palpationsbefund erhoben werden kann (während des letzten Jahres 4 Fälle von 12), so wird sich die Prozentzahl der diagnostisch nicht faßbaren Magenblutungen noch beträchtlich erhöhen. Wohlgemerkt handelte es sich bei allen von uns mitgeteilten Fällen um lebensbedrohliche Zustände. Es erscheint uns daher nicht gerechtfertigt, auf eine operative Therapie bei einem so erheblichen Prozentsatz von Magenblutungen von vornherein zu verzichten und diese Patienten ihrem Schicksal zu überlassen. Sicher wird auch dann noch die eine oder andere Blutung zum Stehen kommen, bei der großen Mehrzahl bedeutet der Verzicht auf operatives Vorgehen jedoch — wie uns unsere Erfahrungen eindeutig zeigen — die Aufgabe dieser Patienten.
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Alnor, P.C. Die akute profuse Magenblutung ohne röntgenologisch oder palpatorisch faßbaren Befund. Arch. f. klin. Chir 272, 241–262 (1952). https://doi.org/10.1007/BF01403109
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