Zusammenfassung
Bei 50 Commotioerkrankten untersuchten wir im Verlauf des Krankenlagers die Blutmorphologie, die Alkalireserve, den Rest-N und die Blutsenkung. Dabei beobachteten wir bei etwa 50% postkommotionelle Leukocytosen, die meistens alternierend hierzu mit Lymphocytenverminderung kombiniert waren. Diese Veränderungen traten vielfach parallel mit von uns bereits beschriebenen vegetativen Störungen auf, die wir als Ausdruck der traumatischen Hirnstammalteration beim Commotiosyndrom gefunden haben. Im Gegensatz hierzu konnten wir im erythrocytären und retikuloendothelialen System keine nennenswerten Abweichungen feststellen. Konstante Blutbildabläufe im Sinne einer Linksverschiebung waren nicht zu beobachten; vielmehr lagen Zustandsbilder vor, wie sie für die sympathicotone, in einzelnen Fällen auch die parasympathicotone Reaktionslage beschrieben werden. Bei einem groβen Teil waren flieβende Übergänge hierzu und normale Blutbilder vorhanden. Die Untersuchungen über das Verhalten der Alkalireserve und des Rest-N wiesen keine Besonderheiten auf; ob eine Erhöhung der Blutsenkung, wie wir sie häufiger sahen, als posttraumatische Folge bewertet werden darf, müβte an weiteren Beispielen erhärtet werden. Die Bedeutung der möglichen Veränderungen im leuko- und lymphocytären System in Zusammenhang mit anderen vegetativen Erscheinungen bei Würdigung des klinischen Bildes liegt für die Diagnostik und Beurteilung der Hirnerschütterung auf der Hand. Unsere Untersuchungsergebnisse bestätigen die AngabenWankes weitgehend und liefern somit einen weiteren Beweis für die Ansicht über die Hirnstammalteration beim Vorliegen des Commotiosyndroms.
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Eiermann, H. Störungen des Vegetativums bei der Commotio cerebri. Arch. f. klin. Chir 261, 285–292 (1948). https://doi.org/10.1007/BF01398544
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