Zusammenfassung
1. Die Ergebnisse der von D. C. Miller auf dem Mount Wilson durchgeführten Wiederholung des Michelsonversuches lassen sich mit der Stokes-Planckschen Theorie des mitgeführten Äthers nicht in Einklang bringen, weil nach dieser Theorie der Gradient der Relativgeschwindigkeit zwischen Erde und Äther nicht so groß sein kann, daß diese Geschwindigkeit in der Seehöhe des Mount Wilson schon den von Miller gefundenen Betrag von 9 km/sec erreicht. 2. Die einer Beobachtung zugängliche Ätherdrift müßte während eines Tages merklich konstanten Betrag und merklich konstante Richtung gegen den Fixsternhimmel haben. Aus dieser Tatsache läßt sich der Gang der theoretisch zu erwartenden Interferenzverschiebung als Funktion des Azimuts des Interferometers für verschiedene Stundenwinkel und verschiedene Neigungen der Ätherdrift gegen die Erdachse berechnen. Ein Vergleich mit den Beobachtungsdaten Millers ergibt, daß man einen Beobachtungsfehler von der Größe des ganzen gemessenen Effektes annehmen müßte, um die beobachteten Kurven den berechneten anzupassen. Es wird daraus gefolgert, daß der auf dem Mount Wilson beobachtete Effekt kein reeller sei, mit einer von der Erdbewegung verursachten Anisotropie der Lichtausbreitung gar nichts zu tun habe, sondern auf ungeklärte störende Wirkungen zurückzuführen sei.
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Thirring, H. Kritische Bemerkungen zur Wiederholung des Michelsonversuches auf dem Mount Wilson. Z. Physik 35, 723–731 (1926). https://doi.org/10.1007/BF01386039
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