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Untersuchungen Über Die Induktionsfähigkeit der Hinteren Medullarplattenbezirke

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Wilhelm Roux' Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Ausgehend von der Frage, ob die Medullarplatte auch die Fähigkeit hat, mesodermale Organe wie Urwirbel und Scitenplatten zu induzieren, wurde mit den als Induktor dienenden Medullarplattenbezirken ein relativ undifferenziertes Zusatzmaterial (präsumptive Medullarplatte oder präsumptive Epidermis der beginnenden Gastrula) mitverpflanzt. Dabei zeigte es sich, daß die vorderen und mittleren Medullarplattenbezirke diese Fähigkeit nicht besitzen; die hinteren Medullarplattenbezirke können Urwirbel und Seitenplatten induzieren, jedoch nur im Zusammenhang mit der Bildung eines Schwanzes.

  2. 2.

    Die hier mitgeteilten Versuche befassen sich vor allem mit dem Verhalten der hinteren Medullarplattenbezirke (IV und V). Übereinstimmend mit den Farbmarkierungen von W.Vogt, J. H.Bijtel u. M. W.Woerdemann ergeben die Transplantationsversuche, daß der Bereich des Schwanzneuralrohres nicht bis zum Blastoporusrand reicht, sondern ein gutes Stück davor aufhört (Abschnitt IV); das direkt vor dem Blastoporus gelegene Material (Abschnitt V) besitzt mesodermale Bedeutung und wird im Laufe der Neurulation noch eingestülpt; es enthält kein Chordamaterial, sondern nur Urwirbel und ungegliedertes Mesoderm.

  3. 3.

    Das Schwanzneuralrohr und das Schwanzmesoderm haben als gemeinsame Eigenschaften: eine starke Streckungs- bzw. Knospungsfähigkeit und eine noch weitgehend vorhandene Formregulationsfähigkeit. Dadurch unterscheiden sie sich vom cranial gelegenen Material.

  4. 4.

    Das Schwanzneuralrohr und das Schwanzmesoderm haben, wie alle Bezirke der Medullarplatte und der Chorda, die Fähigkeit, Medullarplatte zu induzieren.

  5. 5.

    Das Schwanzneuralrohr und das Schwanzmesoderm haben aber, unabhängig von der Fähigkeit, Medullarplatte zu induzieren, auch diejenige, einen Schwanz zu induzieren; diese Fähigkeit fehlt nach den bis jetzt vorliegenden Versuchen den vorderen und mittleren Medullar-plattenbezirken.

  6. 6.

    Im induzierten Schwänzchen können vorhanden sein:

  1. a)

    Vom Implantat gebildet: Neuralrohr, Urwirbel, Chorda.

  2. b)

    induziert: Neuralrohr, Urwirbel, Knospungszone, Flossensaum, typische Mesenchymstruktur im Flossensaum und normale Pigmentanordnung in zwei Streifen. Chorda wurde nie induziert.

  3. 7.

    Die Induktion kann in verschieden hohem Maße vollkommen sein; im einfachsten Falle wurde durch Schwanzneuralrohr nur ein Flossensaum induziert.

  4. 8.

    Der induktive Einfluß des Implantats erstreckt sich sicher auf das Ektoderm (Epidermis) und das Mesoderm; auch auf das Entoderm ist ein (wahrscheinlich induktiver) Einfluß in Gestalt von in das induzierte Schwänzchen hineinreichenden Darmfortsätzen feststellbar; diese Entodermfortsätze haben große Ähnlichkeit mit dem in der Normalentwicklung vorhandenen Schwanzdarm.

  5. 9.

    Diese Experimente zeigen, daß die Schwanzbildung im normalen Geschehen sicher zweifach, wahrscheinlich aber vielfach gesichert ist, da sowohl die Urwirbel als auch das durch die Chorda induzierte Neuralrohr die Fähigkeit haben, ein Schwänzchen zu induzieren.

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Die Untersuchungen wurden teilweise mit Unterstützung einer Sterling-Fellowship der Yale University ausgeführt.

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Bytinski-Salz, H. Untersuchungen Über Die Induktionsfähigkeit der Hinteren Medullarplattenbezirke. W. Roux' Archiv f. Entwicklungsmechanik 123, 518–564 (1931). https://doi.org/10.1007/BF01380647

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