Über die Wirkung bestimmter Aminosäuren auf das Ergebnis des Überwärmungstests bei Multiple-Sklerose-Kranken

Zusammenfassung

Bei Multiple-Sklerose-(MS-)Patienten finden sich durchwegs stark verminderte Werte der Flimmerverschmelzungsfrequenz (FVF). Selbst bei klinisch voll remittierten Kranken bleibt die FVF — offenbar als Folge des zum Teil subklinisch verlaufenden Entmarkungsprozessesim pathologisch erniedrigten Bereich. Bei Wärmebelastungen kommt es — parallel zum Anstieg der Körpertemperatur — bei MS-Kranken zu einer Verschlechterung neurologischer Herdsymptome, zum Teil werden solche erst durch die Belastung manifest. Die FVF nimmt im Laufe der Belastung weiter ab. Diese für die MS charakteristischen Vorgänge sind passager und auf die Dauer der Erhöhung der Körpertemperatur beschränkt. Durch die vorherige Zufuhr der als Precursoren von Adrenalin und Noradrenalin bzw. Serotonin bekannten Aminosäuren Tyrosin bzw. Tryptophan gelingt es, das Absinken der FVF durch die Erwärmung vollkommen zu kupieren, während andere Aminosäuren, wie z. B. Glutaminsäure und Asparaginsäure, wirkungslos sind. Die Befunde sprechen für Störungen in den Neuro-Transmitter-Systemen bei der MS, deren Beseitigung möglicherweise auch für die Therapie der MS von Bedeutung sein könnte.

Summary

Patients with multiple sclerosis (MS) usually show a marked decrease in the visual flicker-fusion threshold (FFT or CFF “critical flicker-fusion frequency”), which remains liw even when clinical symptoms improve intermittently.

Elevation of body temperature in MS patients aggravates their existing and sometimes reveals so far latent neurological symptoms, at the same time leading to a decrease of FFT. These alterations are reversible.

We found that this decrease of FFT can be completely blocked by pre-test application of the amino-acids Tyrosin and Tryptophan, whereas other like Glutamin-acid and Asparagin-acid do not produce this effect. As only the first two are essential in the bio-synthesis of Adrenalin/Noradrenalin and Serotonin respectively results suggest a disturbance in the bio-synthesis of neuro-transmitters in MS. This may be of importance with regard to the general treatment of multiple sclerosis.