Zusammenfassung
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1.
Durch systematische Untersuchungen wurde die Entstehung der Totenflecke an menschlichen Leichen durch makroskopische Beobachtungen, mikroskopische Untersuchungen und gleichzeitiger Darstellung der Hämoglobindiffusion in Schnittpräparaten verfolgt, insbesondere der Übergang des hypostatischen Totenfleckes in den Diffusions-Totenfleck.
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2.
In Verbindung der makroskopischen Befunde mit den mikroskopischen Beobachtungen wird eine Stadieneinteilung versucht (s. S. 506), die allerdings nur für kühl aufbewahrte Leichen ungefähre Gültigkeit haben dürfte. Es wird nicht beabsichtigt, aus dieser Stadieneinteilung praktische Konsequenzen zu ziehen.
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3.
Bei Druck mit harten Gegenständen (aber nicht bei Fingerdruck) blaßt der Diffusions-Totenfleck noch nach vielen Tagen nach dem Tode ab (nach meinen Beobachtungen bis zu 8 Tagen). Dies liegt daran, daß die Verfärbung der Haut außer durch die Diffusion des Hämoglobins auch in den späten Stadien noch durch die Hyperämie der Gefäße bedingt ist. Die zuletzt genannte Komponente wird bei starkem Druck vermindert, so daß auch jetzt noch ein Abblassen sichtbar wird.
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4.
Der Übergang zwischen hypostatischem Totenfleck und Diffusions-Totenfleck ist, wie zu erwarten, flüssig; bis zu einem gewissen Grade willkürlich, möchten wir ihn aber dahin charakterisieren, daß zu diesem Zeitpunkt bei makroskopischer Beobachtung der Totenfleck auf Fingerdruck nicht verschwindet, sondern nur noch abblaßt und daß er beim Hochkanten der Leiche wenigstens nach kürzerer Zeit an Intensität nicht wahrnehmbar geringer wird. Mikroskopisch entspricht diesem Zustande eine hier und da nachweisbare Hämolyse der Erythrocyten in den Gefäßen und ein beginnendes Konfluieren von Hämoglobinwolken, die aus den Gefäßen diffundiert sind. Auch sind in diesem Stadium Blutungen wahrzunehmen, wenn auch nicht immer.
Dieser Zustand entspricht einem Zeitraum von ungefähr 8 Std nach dem Tode (kühl gelagerte Leichen).
Literatur
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Herrn Hofrat Professor Dr.Karl Meixnter, Innsbruck, anläßlich der Vollendung seines 70. Lebensjahres zugeeignet. — Die Untersuchungen sind zu einem erheblichen Teil während meiner Tätigkeit am Pathologischen Institut der Städtischen Krankenanstalten in Bremen (Direktor: Prof. Dr. W. Giese) und mit dem Material dieses Institutes durchgeführt worden.
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Mueller, B. Untersuchungen über die Histologie der Totenflecke. Dtsch. Z. ges. gerichtl. Med. 40, 499–510 (1951). https://doi.org/10.1007/BF01347082
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01347082