Zusammenfassung
Wachstumsform von Wolfram ist in Übereinstimmung mit theoretischen Vorstellungen das Rhombendodekaeder. Ätzform ist in alkalischer Kaliumferricyanidlösung das Oktaeder. In Flußsäure-Salpetersäuregemischen haben die (110)-Flächen die größte Lösungsgeschwindigkeit. Die durch Rekristallisation aus gezogenem Draht hergestellten Kristalle sind aus ungefähr 1 μ dicken Schichten aufgebaut, die einer der drei Würfelebenen des Wolframgitters parallel liegen. — Der Gleichstromeffekt wird durch Ionen verursacht, die unter dem Einfluß des elektrischen Feldes auf dem erhitzten Drahtkristall wandern. Sie bauen auf ihm regelmäßige Stufen auf. Das Erscheinungsbild des Effektes ist kristallographisch bedingt. Bevorzugt werden durch ihn die (111)-Bereiche verändert, dann auch die (110). (100) bleibt von Gleichstromstufen frei. Die Größe der Stufen ist von ihrer Entstehungstemperatur abhängig. Oberhalb von 24000 K scheint die Stufengröße einen Sättigungswert von etwa 15 μ erreicht zu haben, während sie unterhalb mit sinkender Temperatur immer geringer wird und bei ungefähr 15000 K die Grenze der mikroskopischen Sichtbarkeit erreicht. Das von E. W. Müller und von Benjamin u. Jenkins mit dem Feldelektronenmikroskop an feinen Drahtspitzen beobachtete Verhalten wandernder Ionen bildet offenbar die Fortsetzung des Gleichstromeffektes nach niederen Temperaturen. — Formal dieselbe Temperaturabhängigkeit wie der Gleichstromeffekt zeigen von anderen Realbauerscheinungen die Gleitlinienbildung und die Mosaikstruktur.
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Herrn Prof. Stranski danke ich herzlich für fördernde Diskussionen.
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Schmidt, R.W. Über Wachstums- und Abbauformen von Wolframkristallen, insbesondere über den Gleichstromeffekt. Z. Physik 120, 69–85 (1943). https://doi.org/10.1007/BF01342527
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