Zusammenfassung
Die bisher übliche „statische“ Auffassung der Kristallplastizität, die — von der technischen Dehnungskurve ausgehend — dieSchubspannung als bestimmte Funktion derAbgleitung betrachtet, ist außerstande, die Fließerscheinungen und sonstigen Zeiteffekte der plastischen Verformung widerspruchsfrei darzustellen; um das Fließen als „Erholungsfließen“ zu deuten, wären z. B. Erholungsgeschwindigkeiten nötig, die die erfahrungsmäßigen um Größenordnungen übertreffen. Dagegen erlaubt die „dynamische“ Auffassung, die dieGleitgeschwindigkeit als bestimmte Funktion der Schubspannung ansieht, und zu der auch die Beckersche Theorie gehört, eine befriedigende Beschreibung der vorliegenden Tatsachen. Aus ihr ergibt sich ohne weitere Annahmen, daß das steile Ansteigen des Anfangsteiles von Verfestigungskurven einescheinbare Verfestigung und ebenso die nach kurzzeitiger Versuchsunterbrechung beobachtbare Erniedrigung der Streckgrenze einescheinbare Erholung sein kann, die durch die Art der Versuchsausführung vorgetäuscht wird.
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Orowan, E. Zur Kristallplastizität. II. Z. Physik 89, 614–633 (1934). https://doi.org/10.1007/BF01341479
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