Zusammenfassung
1. Es wird gezeigt, daß, wenn man die Streudiagramme von Röntgenstrahlen in einer organischen Substanz durch eine Dicke von mehreren Millimetern hindurch aufnimmt, ohne die charakteristische Strahlung der Antikathode von der Bremsstrahlung zu trennen, außer dem Hauptring A, der für den Molekülbau der Substanz charakteristisch ist, ein sekundärer Ring B erscheint, der als Beugungseffekt des kontinuierlichen Untergrundes erklärt werden kann. Mit einer Kupferantikathode und flüssigen Fettsäuren erscheint der sekundäre Ring bei Dicken über 2 mm, und seine Intensität nimmt mit der durchstrahlten Schichtdicke zu, während die des Ringes A abnimmt; bei konstanter Dicke und verschiedenen Anregungsspannungen verschiebt sich der sekundäre Ring: er ist diffus und von kleinem Durchmesser unterhalb 40 kV; dagegen schmal und größer unterhalb 15 kV. Benutzt man eine Molybdänantikathode, so fallen die Ringe A und B zusammen. — 2. Diese Erscheinung ist allgemein: Sie ist ebenso wie bei Flüssigkeiten (flüssigen Fettsäuren. Alkoholen, Triglyceriden, Kohlenwasserstoffen, Glycerin, Benzin, Wasser) auch bei festen Stoffen (Palmitin- oder Stearinsäure, Cellulose, Kautschuk) beobachtet worden. — 3. Für zwei monochromatische Strahlungen sind Messungen des Absorptionskoeffizienten der flüssigen Fettsäuren angestellt worden (μ1 für dieK α-Strahlung des Molybdäns, μ2 für dieK α-Strahlung des Kupfers) und haben die folgenden Werte ergeben: Essigsäure: μ1=0,73, μ2=7,9. Heptylsäure: μ1=0,65. Nonylsäure: μ1=0,5, μ1=4,5. Geschmolzene Stearinsäure: μ1=0,5, μ1=3,72. Dieselben Absorptionskoeffizienten berechnen sich aus den Koeffizienten der Elemente H. C, O. Die Regel von der Additivität der atomaren Absorptionskoeffizienten bestätigt sich gut. — 4. Aufnahme der spektralen Energiekurven einer Kupferröhre unter verschiedenen Spannungen. Spektrale Verteilung der durch eine Substanzschicht von gegebener Dicke hindurchgegangenen Bremsstrahlung. Feststellung des Ursprungs des sekundären Ringes B. -5. Wichtigkeit dieser Erscheinung für die Deutung von Röntgenogrammen vom Standpunkt der Strukturanalyse. Vorsichtsmaßregeln.
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C. R.189, 751 und 907, 1929.
Wir danken zum Schluß den Herren Mark, Hengstenberg, Brill und Hochheim, dank deren wir unter guten Bedingungen die Messungen der kontinuierlichen Strahlung einer Siemensschen Röhre und die Mikrophotometrierung der Platten ausführen konnten.
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Thibaud, J., Trillat, J.J. Streuung von Röntgenstrahlen in Flüssigkeiten und verschiedenen Substanzen. — Einfluß der Filterung der Bremsstrahlung. — Absorptionskoeffizienten von flüssigen Fettsäuren. Z. Physik 61, 816–836 (1930). https://doi.org/10.1007/BF01340209
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