Über die sprungartige Deformation

Zusammenfassung

Es wurde der Mechanismus des Fließens von Kristallen beim Überschreiten der Elastizitätsgrenze untersucht. Die Deformation von Steinsalz (reine Schiebung) bei hoher Temperatur wurde mit einem registrierenden Apparat mit 10000facher Vergrößerung gemessen, und es ergab sich, daß die Deformation sprungweise erfolgt, wobei jeder Sprung von der Größenordnung einiger Tausendstel Millimeter ist. Im Intervall zwischen zwei Sprüngen, welches mehrere Sekunden dauern kann, ist die Deformationsgeschwindigkeit gleich Null für den ganzen Kristall. Die sprungartige Deformation hat einen ausgesprochen gesetzmäßigen Charakter und wird von einem Knacken begleitet, welches sehr gleichmäßig erfolgt und an das Ticken einer Uhr erinnert. — Ähnliche Untersuchungen wurden auch an Metallen ausgeführt. Eine sprungartige Deformation wurde bei ein- und polykristallinem Messing und bei polykristallinem Aluminium beobachtet. Das Bild der Deformation für Ein- und Polykristalle erwies sich als gleich und identisch mit dem für Steinsalz gefundenen. Gleichzeitig wurde die Mikrostruktur des deformierten Probekörpers untersucht und gefunden, daß sich im Einkristall in der Ebene der Schiebung eine polykristalline Zone ausbildet. — Beim Dehnen flacher Duraluminiumprobekörper wurde die Entstehung von Gleitlinien (Lüderslinien) beobachtet, welche Erscheinung ebenfalls von einem Knacken begleitet ist.