Zusammenfassung
Die früher nach der Wilsonschen Nebelmethode beobachteten Sekundärstrahlen kurzer Reichweite bestehen aus Elektronen; sie entstehen allgemein, wenn genügend harte Röntgenstrahlen auf Materie auftreffen. Die ungefähre Reichweite der Strahlen (zwischen 0,07 und 2,3 mm bei Atmosphärendruck) wird nach der Ionisationsmethode bestimmt und ihre Abhängigkeit untersucht von der Strahlenhärte, vom Material des Sekundärstrahlers und von dem Gas, welches sie durchsetzen. Bei ungefilterter Strahlung von etwa 70 kVmax wird die Reichweite merklich und steigt von da ab rasch mit der Strahlenhärte an. Mit zunehmendem Atomgewicht des Sekundärstrahlers nimmt die Reichweite ab. Die durch die Strahlen erzeugte Ionisation ist bei ungefilterter Strahlung von 86 kVmax noch sehr klein, sie beträgt in Luft etwa 1 Proz., in H2 und He 0,1 bis 0,2 Proz. der Gesamtionisation in Luft von gleicher Dichte.
Die Strahlen entstehen durch Elektronenrückstoß bei der Zerstreuung der Strahlungsquanten gemäß der Debyeschen Theorie, sind also im allgemeinen scharf zu unterscheiden von den eigentlichen Photoelektronen; jedoch wird bei sehr hartenγ-Strahlen die Energie der in der Primärrichtnng emittierten Elektronen beider Gattungen nahe gleich, so daß durch das Auftreten der Rückstoßstrahlen möglicherweise die starke Asymmetrie der sekundären Elektronenemission beiγ-Strahlen erklärt wird.
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Die für die Versuche benutzte „Heliodor“-Apparatur wurde uns dankenswerterweise vom Veifa-Radiuminstitut m. b. H. für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt. Herrn Prof. F. Dessauer habe ich zu danken für die freundliche Überlassung eines Coolidgerohres.
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Bothe, W. Über eine neue Sekundärstrahlung der Röntgenstrahlen. Z. Physik 20, 237–255 (1923). https://doi.org/10.1007/BF01327937
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