Zusammenfassung
Unter den Annahmen, daß
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- die Konsumnachfrage nicht nur von der Höhe des Realeinkommens, sondern auch von dessen Aufteilung in Lohn- und Kapitaleinkommen abhängt.
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- die Unternehmer das Produktionsniveau an der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage orientieren und daß
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- die Inflationsrate und damit der Reallohn unter anderem auch von der gesamtwirtschaftlichen Überschußnachfrage abhängen
läßt sich im Rahmen eines ansonsten weitgehend keynesianischen Makromodells zeigen, daß die Gleichgewichtsbeschäftigung von der Höhe der Investitionsnachfrage unabhängig sein kann. Prozesse der Umverteilung des Realeinkommens sorgen in einem derartigen Fall dafür, daß eine Erhöhung oder Senkung der Investitionen eine entgegengerichtete Bewegung der Konsumnachfrage auslösen, die die Änderung der Investitionen im Gleichgewicht gerade kompensiert. Verschiebungen des Niveaus der Investitionsnachfrage haben dann nur einen äußerst kurzfristigen Beschäftigungseffekt, so daß eine nachhaltige Beeinflussung des Beschäftigungsgrades durch eine Manipulation der Investitionen zum Scheitern verurteilt ist. Auf mittlere und längere Sicht wird der Beschäftigungsgrad unter diesen Voraussetzungen durch die Aktionen und Reaktionen der Gewerkschaften und der Unternehmer bei der Lohn- und Preisgestaltung determiniert. Dabei gilt, daß die Gleichgewichtsbeschäftigung tendenziell umso niedriger ist, je heftiger der Verteilungskampf ausgetragen wird.
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Wenig, A. Die Verteilungsfalle. Zeitschr. f. Nationalökonomie 36, 287–317 (1976). https://doi.org/10.1007/BF01287515
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