Zusammenfassung
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1.
In den somatischen Kernen vonCorixa punctata Illig. sind die homologen Chromosomen auf Distanz gepaart. In den mitotischen Prophasen findet eine vollständige Homologenpaarung statt.
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2.
Der Funktionszyklus der Epidermiszellen wurde besonders an den trichogenen Zellen untersucht. In jedem Larvenstadium durchlaufen die Zellen 2 Arbeitsphasen. In der 1. Phase wird vom Kern her unter Mitwirkung des Nukleolus die Bildung von Ribonukleinsäure im Plasma hervorgerufen; in der 2. Phase findet die Ausscheidung und Chitinisierung der Cuticula statt. Die Mitwirkung des Kernes ist außer an seiner Vergrößerung auch an dem Verhalten seiner Chromosomen kenntlich. In der 1. Phase sind die Chromosomen stark aufgelockert und entspiralisiert, in der 2. findet man in allen Kernen ein Auseinanderweichen von paarweise angeordneten Chromosomen unter zunehmender Entspiralisierung.
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3.
Die Kerne der trichogenen Zellen vergrößern sich unter Endomitosen. In jedem Larvenstadium findet höchstens eine Endomitose statt.
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4.
Die Endoprophase fällt in die 1., die Endoana- bis Endotelophase in die 2. Arbeitsphase der Zelle. Bei den Mitosen der Epidermiskerne fällt die Prophase ebenfalls in die 1. Arbeitsphase, Meta- und Anaphase werden rasch durchlaufen, aber die Entspiralisierung nach der Telophase wird bis zur 2. Arbeitsphase aufgeschoben. Nur die an die Spindel gebundenen Teilprozesse der Mitose sind also relativ autonom.
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5.
In Kernen trichogener Zellen, deren Chromosomen sich nicht teilen, machen die Chromosomen synchron mit denen der zur Endomitose schreitenden Kerne einen Formwechsel durch, der einer Endomitose ähnlich ist. Der Prozeß wird als Pseudoendomitose bezeichnet.
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6.
In polyploiden Kernen verhalten sich bei Endomitosen und Pseudoendomitosen die Schwesterchromosomen der letzten Endomitose so zueinander wie die Homologen in diploiden Kernen.
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7.
Die trichogenen Zellen, die von ihnen gebildeten Borsten und ihre Kerne wachsen mit jedem Häutungsschritt. Bei Überschreiten einer Größenschwelle folgt in den Kernen eine Chromosomenteilung. Die Endomitose wird also von der Zelle her ausgelöst.
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8.
Das mit einem Häutungsschritt verknüpfte Kernwachstum wird einerseits durch eine Endomitose gesteigert, andererseits ist es wahrscheinlich durch eine dem jeweiligen Chromosomenbestand entsprechende Maximalgröße beschränkt. Damit wird gezeigt, wie die Rhythmisierung des Kernwachstums durch Chromosomenteilungen vor sich geht.
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9.
Die Chromosomen der Kerne, die sich unter Endomitosen vergrößern, sind im frühen diploiden Kernzustand dicker als später im polyploiden Kern. Dabei, scheint ihr Durchmesser etwa der endgültigen Chromosomenzahl zu entsprechen.
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Lipp, C. Über Kernwachstum, Endomitosen und Fünktionszyklen in den trichogenen Zellen von Corixa punctata Illig. Chromosoma 5, 454–486 (1953). https://doi.org/10.1007/BF01271497
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