Zusammenfassung
Die zur Tube ziehenden größeren Nervenäste beginnen schon in der Mesosalpinx sich aufzuteilen. Sie stehen durch Anastomosen untereinander in Verbindung. Die feineren sich absplitternden Fasern bilden einen dichten Plexus.
Unter dem Peritoneum liegt der aus den größeren Nervenbündeln bestehende Grundplexus. Die Bündel teilen sich dichotomisch, und ein Teil der Nerven tritt in die Muskularis ein, um die Versorgung der Muskulatur zu übernehmen. In den Muskelschichten finden sich dichte Geflechte verschiedenster Anordnung wie auch feinste Nervenfasernetze unter Bildung von Knotenpunkten. Der Verlauf der Nervenfasern ist zum großen Teil parallel den Muskelelementen gerichtet. Sogenannte freie Nervenendigungen, ausgenommen kleine Endkörperchen, kommen nicht zu Gesicht. Der andere Teil der aus dem Grundplexus kommenden Nervenbündel durchquert die Muskularis und zieht direkt zur Mucosa. Hier formen sich die Nerven wieder, nach gleicher dichotomischer Aufteilung, zu feineren unregelmäßigen Geflechten bis zu feinsten Endnetzen, die hoch in die Schleimhautfalten hinaufragen. Intraepitheliale Fasern sind nicht zu beobachten. An den Verzweigungsstellen der Schleimhautfalten des den Fimbrien zugekehrten Drittels des ampullären Teiles der Tube liegen einzelne sensible Endkörperchen. Sie sind nach dem Typus einesMeissnerschen Körperchens gebaut.
Die Nerven der Tube verlaufen in allen Schichten zum Teil mit den Gefäßeneinher. Sie zeigen einen mehr oder weniger stark welligen Verlauf.
Einzelne markhaltige Fasern sind in allen Gewebsschichten der Tube vorhanden. Ganglienzellen finden sich nicht vor.
Die Verteilungsdichte der Nerven in der Muskularis und in der Mucosa zeigt ein entgegengesetztes Verhalten; die Anzahl der Schleimhautnerven nimmt nämlich zum Uterus hin ab, während die Zahl der Nerven in der Muskulatur der Tube uterinwärts zunimmt.
Die Nerven innerhalb der Muskelschicht der Tube sind größtenteils wohl motorischer Natur; die Schleimhautnerven stellen vielleicht einen rezeptorischen Apparat dar, um nach Eindringen des Eies die Peristaltik der Muskulatur auf reflektorischem Wege in Tätigkeit zu setzen. Vielleicht stehen sie aber auch mit dem Gefäßsystem in irgendwelchem Zusammenhang.
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Herrn Prof. Dr. Sobotta zum 60. Geburtstag gewidmet.
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Harting, K. Über die feinere Innervation der Tube. Z.Zellforsch 9, 544–560 (1929). https://doi.org/10.1007/BF01266613
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