Zusammenfassung
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1.
Außer dem allbekannten „Reflex”, der Umschaltung afferenter Impulse in die Motorik, gibt es überall sein bisher kaum beachtetes peripheres Gegenstück: die Rückreflexion motorischer Bewegungen ins Nervensystem durch bei der Bewegung entstehende Reize. Für sie wird der NameReafferenz vorgeschlagen, währendExafferenz auf äußerlich bewirkten Reizen beruht. Der Unterschied zwischen Reafferenz und Exafferenz wird an Beispielen erläutert.
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2.
Es wird an Hand von Experimenten mit Insekten und Fischen gezeigt, daß das Nervensystem auf Re- und Exafferenz grundsätzlich verschieden reagiert. Reafferente Erregung wird durch im Zentrum selbst, zusammen mit den motorischen Impulsen, erzeugte Gegenerregung neutralisiert. Diese Gegenerregung wirdEfferenzkopie genannt.
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3.
Wird das System, durch das Efferenzkopie und Reafferenz gegeneinander geschaltet sind, durch experimentelle Eingriffe gestört, so treten voraussagbare Abweichungen des Verhaltens auf.
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4.
Der gleiche Schaltmechanismus spielt auch bei der menschlichen optischen Wahrnehmung eine Rolle. Hier wird bei Eingriffen in das System die Wirkung der Efferenzkopie direkt als definierte Sinnestäuschung sichtbar.
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5.
Das erläuterte Funktionssystem erklärt hier ferner die bekannten Phänomene der Raumkonstanz (Richtungskonstanz) und der Größenkonstanz der Sehdinge.
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Verkürzte Fassung eines am 18. Janaur 1955 in der Gesellschaft zur Erforschung des vegetativen Systems in Wien, gehaltenen Vortrags.
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von Holst, E. Neue Gedanken und Versuche zur Sensomobilität. Acta Neurovegetativa 12, 337–345 (1955). https://doi.org/10.1007/BF01262301
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01262301