Spiralen und Chromomeren in der Meiosis von Bellevalia Romana

Zusammenfassung

• 1. Die Chromosomen des prämeiotischen Ruhekerns vonBellevalia romana besitzen Spiralen verschiedenen Durchmessers und verschiedener Ganghöhe. Im frühen Leptotän sind die Chromosomen maximal gestreckt. Die Spiralisation beginnt mit einer feinen Wellung und steigert sich zu deutlichen Spiralen im späten Leptotän. Bis zum Pachytän erfolgt eine weitere Zunahme des Spiraldurchmessers; die Ganghöhe nimmt ab.

• 2. Die Chromosomen paaren im hochspiralisierten Zustande, so daß im Pachytän die Chromosomenpaare als eine Anorthospirale vorliegen und somit gleichzeitig ihre freie Trennbarkeit in der Anaphase gewährleistet wird. Die scheinbare Chromosomenverkürzung vom Leptotän bis zum Pachytän, bedingt durch die Spiralisation, wird auf 1/4–1/6 geschätzt.

• 3. Der frühe Leptotänchromosomenfaden ist in stärker färbbare Abschnitte gegliedert, verbunden durch solche von schwächerer Tinktionsfähigkeit. Diese Gliederung wird als eine solche in Hetero- und Euchromatin angesehen. Die frühe und gleichmäßige Spiralisation der Leptotänchromosomen wird auf die relativ gleichmäßige Verteilung heterochromatischer Segmente zurückgeführt. Die starke Anfärbbarkeit der Ruhekerne solcher angeblich rein euchromatischer Objekte wird durch deren dennoch vorhandene heterochromatischen Segmente veranlaßt.

• 4. Die spiralisierten Leptotänchromosomen zeigen einen deutlichen Längsspalt.

• 5. Durch die starke Spiralisation im Leptotän entsteht insbesondere in den dunklen Segmenten das Bild kugeliger bis länglicher Gebilde, welche man Chromomeren nennen kann. Chromomeren und Spiralen sind also nur auf gewisse Stadien beschränkte Erscheinungsbilder, welche jedoch eine bestimmte reale Chromosomenstruktur als Grundlage haben.

• 6. Die Dickenzunahme der Chromosomen vom Leptotän bis zum Pachytän, insbesondere in den stärker anfärbbaren Segmenten, ist sehr wahrscheinlich durch eine DNS-Aufladung bedingt.