Zusammenfassung
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1.
In einem kleinen Grundwassertümpel auf der Polizeibadinsel im Gebiete der „Alten Donau“ bei Wien, das sich infolge des Hochwassers der Donau bildete, wurde im Juni und Juli 1926 durch Zentrifugierung eine neue Chlorophyceengattung —Chloroceras—nachgewiesen. Die Fortpflanzung, Bildung von Stärke und Pyrenoid, Unterbleiben der Blaufärbung des Chromatophors bei Einwirkung von HCl charakterisieren die Alge als eine Chlamydomonade trotz des Besitzes einer einzigen Geißel.
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2.
Durch diese sowie durch die Morphologie der Zellen nimmtChloroceras mit ihren beiden ArtenChloroceras corniferum undChloroceras lobatum eine besondere Stellung ein. Sie ist als die höchststehende zur Zeit bekannte Gattung in der Familie derChlamydomonadaceae anzusehen.
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3.
Da als große Seltenheit auch Individuen mit zwei Geißeln auftreten, haben wir inChloroceras das erste sichere Beispiel für eine in „historischer“ Zeit vor sich gehende Rückbildung des Geißelapparates von zwei Geißeln auf eine einzige und eine damit parallel laufende morphologische Höherentwicklung.
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4.
Damit repräsentieren die beiden durchDunaliella eng verbundenen FamilienPolyblepharidaceae undChlamydomonadaceae eine begeißelte Organismenreihe, in welcher die Reduktion des Geißelapparates von einer Vielzahl von Geißeln (8 beiPolyblepharis) auf die Einzahl (8-4-2-1 Geißel) gesetzmäßig erfolgte.
Literatur
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Schiller, J. Über Bau und Entwicklung der neuen volvokalen GattungChloroceras . Osterr bot Z 76, 1–14 (1927). https://doi.org/10.1007/BF01257748
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01257748