Zusammenfassung
Die Ölkörper vieler Lebermoose färben sich mit Methylrot elektiv rot an. Im Gegensatz zur raschen Anfärbung vieler anderer Objekte (z. B. derSpirogyra- Zelle und vieler Vakuolen höherer Pflanzen, vgl. Zöttl 1960) dauert es meist einige Stunden, bis sich deutliche Anfärbung der Ölkörper zeigt. Nur isolierte Ölkörper (z. B. vonBazzania trilobata) und Ölkörper in geschädigten Zellen färben sich rasch an.
In den jungen Blättchen und in den jüngeren Zonen älterer Blättchen sowie in den jüngeren Teilen des Stämmchens und in den Unterblättchen tritt die Ölkörperanfärbung zuerst auf. Die älteren Blättchen und die älteren Stengelpartien zeigen gewöhnlich keine Färbung der Ölkörper. Diese ist also sehr abhängig vom jeweiligen physiologischen Zustand der Mooszelle. Die möglichen Ursachen für diese Altersgradienten werden ausführlich diskutiert. Eine Änderung der Permeabilität des Protoplasmas erscheint am wahrscheinlichsten.
Der in den Ölkörpern gespeicherte Farbstoff läßt sich mit Pufferlösungen oder Wasser aus lebenden Zellen nicht auswaschen.
Bei einigen Arten konnte auch eine Anfärbung der Zellwände mit Methylrot beobachtet werden.
Bei vielen Lebermoosen zerfallen die Ölkörper im Laufe einer Schädigung der Zelle in kleine Tröpfchen. BeiBazzania trilobata hingegen kann man die Ölkörper isolieren, ohne daß sie zerfallen.
Bei den untersuchten Marchantiaceen ließen sich zwei Sorten von Ölkörpern nach ihrer Struktur und ihrem Verhalten gegenüber Methylrot unterscheiden.
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Zöttl, P. Über die elektive Anfärbung der Ölkörper von Lebermoosen durch Methylrot. Protoplasma 57, 800–816 (1963). https://doi.org/10.1007/BF01252091
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