Über den Bau des Lymphgewebes und die Vermehrung der Lymphozyten

Zusammenfassung

• 1. Die Lymphozytenkerne des Lymphgewebes gehören primär nicht freien Zellen an, sondern liegen mit den größeren Kernen der Retikulumzellen in einem gemeinsamen netzigen Synzytium. Die zytoplasmatischen Brücken lassen sich mit verschiedenen Methoden nachweisen. Die Annahme plasmatischer Verklebungen läßt sich widerlegen.

• 2. In der Milz herrschen analoge Verhältnisse. Ebenso wie in meinen früheren Untersuchungen (1952) ließen sich in den Venenlakunen und Sinus der Meerschweinchenmilz auch dieses Mal die synzytialen Netze mit den beiden Kernformen nachweisen.

• 3. Außerhalb der Keimzentren finden sich alle bekannten Formen der Amitose ohne Zeichen einer Degeneration (äquale, inäquale Amitose, Meroamitose, Knospung kleinster Kerne). Sie müssen als Ausdruck einer direkten Vermehrung der reifen lymphozytären Kerne des Retikulums aufgefaßt werden. — Auf Grund der dargelegten Befunde und unserer bisherigen Untersuchungsergebnisse über die Vorgänge im Keimzentrum wird folgende Hypothese erwogen, welche die Erscheinungen einheitlich zu erfassen versucht: Die Genese der reifen Lymphozyten, die also in einem netzigen Symplasma erfolgt, dürfte zwei Wege gehen: den amitotischen zum raschen Ersatz für einen laufenden oder plötzlich erhöhten Verbrauch, ferner den mitotischen für eine Neudifferenzierung auf besondere Reize. Diese erfolgt aus den (großen, „ansehnlichen“) Retikulumzellen.