Zusammenfassung
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1.
Der Behandlung des Themas EEG und Bewußtseinslage wird nach einleitenden Bemerkungen über die Hirnaktion bei psychischen Erkrankungen (A) eine Erörterung der neurophysiologischen Entsprechungen desintakten Bewuβtseins vorausgeschickt (II). Es wird die Auffassung vertreten, daß im Hinblick auf Vorstellungen vonJung und tierexperimentelle Untersuchungen vonMurphy undGellhorn die mit der Aufmerksamkeitszuwendung verknüpfteBlockierung des Alpharythmus als Symptom eines aktivierenden sympathischen Einflusses des Hypothalamus auf die Rinde betrachtet werden kann, und daß man die Existenz eines unter der Steuerung des Hypothalamus stehendenvegetativen Binnensystems des Gehirns vermuten darf.
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2.
Zwischen Bewußtseinslage und Hirnpotentialbild ist bei Meningitiden eine statistische Korrelation nachweisbar. Es entsprechen einander klares Sensorium und im wesentlichen aus Alphawellen zusammengesetzte Hirnaktion, leichte Bewußtseinstrübung oder Somnolenz und ein EEG, in welchem Deltawellengruppen und Alphawellenstrecken miteinander abwechseln, sowie schließlich schwere Bewußtseinsstörung und Deltarhythmus über beiden Hemisphären (D, 1).
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3.
Auch beiHirntumoren sind analoge Gleichläufigkeiten festzustellen, doch kommen hier sehr auffällige Diskrepanzen zwischen EEG und Bewußtseinslage vor; es wurden benommene Tumoren mit nur geringen EEG-Störungen und andererseits bewußtseinsklare, wenn auch meist etwas apathische Fälle mit starker Deltawellenproduktion über beiden Hemisphären beobachtet (E, 1).
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4.
Diese Widersprüche zwischen EEG und Bewußtseinszustand machen die Annahme notwendig, daß zwischen Hirnaktion und Bewußtseinslagekein unmittelbarer Zusammenhang besteht, sondern das EEG korrespondiert unseres Erachtens in dem Frequenzbereich von 0,5–30 Hz mitvegetativen Zellvorgängen. Man kann die Hypothese aufstellen, daß ein „spezifisches“ Erregungsgeschehen mit dem Psychischen korreliert, über das im übrigen keine Aussagen zu machen sind (F, 1).
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5.
Bei Meningitiden und Tumoren läßt sich in vielen Fällen neben den Zeichen der primär-corticalen Funktionsminderung auf Grund von seitengleichen, gut koordinierten Wellen einediencephal-hypothalamische Schwächung wahrscheinlich machen (s. Punkt 2 in den Abschnitten D, E und F). Über die Frage, wieweit Bewußtseinsstörungen von der Alteration desRhombencephalons abhängen, gibt die hirnelektrische Methode dagegen vorerstkeine Aufschlüsse.
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6.
Es wurde geprüft, ob etwa zwischen EEG und der besonderenArt des gestörten Bewußtseins Beziehungen nachweisbar seien. Dabei wurden 3 Syndrome: Benommenheit, Schlafsucht und das bei einigen Meningitiden und Tumoren beobachtete anoetische Syndrom berücksichtigt, welches gekennzeichnet ist durch Aufhebung oder schwere Herabsetzung aller Verstandesleistungen bei völliger Wachheit, lebhafter Umweltzuwendungsbereitschaft und teilweise erhaltener Affekt-Triebschicht (C). Zwischen EEG und diesen 3 Syndromen waren Parallelennicht festzustellen; dem gleichen hirnelektrischen Bild können verschiedene psychopathologische Symptomverbände zugeordnet sein und umgekehrt kommen bei der gleichen Form des gestörten Bewußtseins verschiedene EEG-Bilder vor (D, 3, E, 3, F, 3).
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7.
Abschließend wurden über die Pathophysiologie der 3 erwähnten Formen des gestörten Bewußtseins theoretische Vorstellungen entwickelt (F, 3): Blockierung sämtlicher Rindenfunktionen erzeugt nicht das Bild der Benommenheit, sondern unseranoetisches Syndrom, welches entweder durch infektiös-toxische Schädigung des gesamten Cortex (Meningitis) oder aber durch Unterbrechung hypothetischer aktivierender Einflüsse von seiten des Hirnstammes auf die Rinde (bei frontobasalen Tumoren) entstehen kann. In derSchlafsucht werden vom hypothalamischen Schlafzentrum her alle Hirnabschnitte und das gesamte Körpervegetativum in eine veränderte biologische Daseinsweise hineinversetzt. In derBenommenheit, in der Stamm- und Rindensymptome miteinander vereint sind, wird nach unserer Vermutung durch die Schädigung des Rautenhirns den diencephalen vegetativen Zentren ein physiologischer Tonus entzogen, so daß das Schlafzentrum gleichsam in einer Mittelstellung zwischen Wachen und Schlafen verharrt.
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Duensing, F. Das Elektrencephalogramm bei Störungen der Bewußtseinslage. Arch. F. Psychiatr. U. Z. Neur. 183, 71–115 (1949). https://doi.org/10.1007/BF01062483
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