Die Kindesübertragung Kritische Betrachtungen zum Thema

Zusammenfassung

Zunächst wird ein Überblick über die im Schrifttum vertretenen Ansichten über Schwangerschaftsdauer, Geburtseintritt und Ursachen der Übertragung gegeben und sodann auf das Wesen der „biologischen“ Übertragung eingegangen.

Der Begriff „Ubertragung“ wird lediglich als „Reife — “ und nicht als „Zeitbegriff“ akzeptiert. Es wird streng unterschieden zwischen derechten, von der kalendermäsBigen Tragzeitdauer unabhängigen Übertragung im Sinne kindlicher Überreife und derSpätgeburt, wo eine durch endogene Faktoren hervorgerufene verzögerte Fruchtentwicklung für den längeren intrauterinen Aufenthalt des Feten verantwortlich ist.

Die diagnostischen Schwierigkeiten der Übertragung werden besprochen und die grundsätzliche Unzulänglichkeit des Versuches, die Übertragungsdiagnose auf einer Berechnung der Schwangerschaftsdauer aufzubauen, aufgezeigt.

Nach Behandlung der im Schrifttum empfohlenen Einleitungsmaß-nahmen, auf deren reine Schematik verwiesen wird, sowie der widersprechenden Ansichten überArt undAusmaß der kindlichen Gefährdung durch die Übertragung, wird über insgesamt 7000 Geburten reifer Kinder berichtet, die spezifisch im Hinblick auf die im Schrifttum immer wieder als die besonderen „Gefährdungsmomente“ der übertragenen Kinder bezeichneten Faktoren (kindliche Übergröße, Überalterung der Placenta, herabgesetzte Widerstandskraft gegenüber den geburtsmechanischen Einwirkungen, protrahierter Geburtsverlauf) untersucht wurden.

Zu diesen sog. „Gefährdungsmomenten“ der Übertragenen wird kritisch Stellung genommen und anhand des zuvor erwähnten Beobachtungsgutes der Beweis erbracht, daß diese für die verlängerten Schwangerschaften weder pathognomonisch sind, noch bei diesen inerhöhtem Ausmaße gegeben sind, so daß sich kindliche Sterblichkeit und Operationsfrequenz bei den ausgetragenen Schwangerschaften vor, am und auchnach dem Termin durchaus auf gleicher Höhe bewegen.

Nachdem sich unter den insgesamt 7000 völlig konservativ geleiteten Geburtenkein einziger kindlicher Todesfall befand, der nur auf das Konto „Übertragung“ zu setzen gewesen wäre, wird der Schluß gezogen, daß die Übertragung das kindliche Leben nicht gefährde und ein aktives Eingreifen daher nicht erforderlich sei, zumal die üblichen Methoden der Geburtseinleitung wegen Übertragung die kindliche Mortalität nicht nur nicht herabsetzen, sondern diese sogar um ein Mehrfaches erhöhen.