Erfahrungen mit Reduktionsproben im praktischen Betrieb. I. Mitteilung. Beziehungen zwischen Methylenblau-Entfärbungszeit und Keimgehalt bei Rohmilch (Anlieferungsmilch)

Zusammenfassung

Unter Einordnung nach verschiedenen gebräuchlichen Klassifizierungsschemen werden die Ergebnisse vergleichender Bestimmungen der Methylenblau-Entfärbungszeit und des Keimgehaltes von Rohmilch (Anlieferungsmilch) einander gegenübergestellt. Aus dieser Gegenüberstellung ergibt sich, daß sich die Keimzahlen der nach der Entfärbungszeit eingestuften Milchproben weitgehend überschneiden. Unterscheidet man nur 2 Klassen (Entfärbungszeit 2 Std und mehr bzw. weniger als 2 Std), so weisen die in Klasse I einzuordnenden Proben überwiegend einen Keimgehalt unter 1 Million/ml, die in Klasse II einzustufenden überwiegend einen solchen über 1 Million /ml auf.

Jedoch haben in Klasse I etwa 7,5% der Milchproben einen Keimgehalt von > 1 Million/ml, etwa 3,9% > 2 Million/ml und etwa 1,8% > 4 Million/ml ; in Klasse II etwa 7,8 % < 1 Million Keime/ml, etwa 13% < 2 Million/ml und etwa 30 % < 4 Million/ml.

Nach den Untersuchungsergebnissen eignet sich die Methylenblau-Entfärbungs-probe sehr wohl fur Zwecke der Betriebskontrolle. Dagegen ergeben sich infolge der Überschneidungen Schwierigkeiten in bezug auf die Beurteilung bzw. Bewertung der Milch zum Zwecke einer Differenzierung des Auszahlungspreises nach den Ergebnissen der Reduktionsprobe bzw. nach einer Klassifizierung auf Grund derselben. Namentlich in Fällen, in welchen nach der Entfärbungszeit in eine niedrigere Klasse eingestufte Proben einen geringeren Keimgehalt aufweisen, ist es zweifelhaft, ob die Beurteilung al richtig anerkannt werden kann; und ebenso fraglich erscheint es daher, ob gegebenenfall zu erwartende Anfechtungen der darauf gestützten Bewertung der Milch zurückgewiesen werden können.