Zusammenfassung
Die von der Leber im Kreislauf ausgeübten Funktionen sind am Sektionsmaterial nicht nur durch die Blutfülle des Organs und seinen feingeweblichen Aufbau gekennzeichnet. Vielmehr prägen die all-gemeinen Kreislaufbedingungen bestimmte Gefäßweiten der Pfortader-äste und Lebervenen.
Die Relation zwischen dem Lebergewicht und den verschiedenen Gefäßweiten, wie sie nach Aufteilung der Leber in große funktionelle Einheiten meßbar werden, bleibt in einem normalen Kollektiv für beide Geschlechter in den verschiedenen Lebensaltern stets gleich. Die Verteilung der Gefäßweiten auf die zugehörigen Parenchymgebiete kennzeichnet die Konvexität des rechten Leberlappens als Hauptfunktionsgebiet der Leber. Auch andere Einzelheiten weisen auf eine besondere Übereinstimmung zwischen dem Zustand des Leberparenchyms, der allgemeinen Kreislaufsituation und den Gefäßweiten hin.
Neben das normale Kollektiv werden zwei gegensinnig pathologisch veränderte Teilkollektive gestellt. Das eine repräsentiert die funktionelle Belastung des Leberparenchyms im Formenkreis der trüben Schwellung, das andere die hyperämische oder stauungsatrophische Leber bei Rechtsinsuffizienz des Herzens.
Während bei dem ersten Kollektiv die Pfortaderquerschnitte sowie die Relation zwischen Pfortaderweite und Gewicht auf eine Vermehrung des Stromvolumens in der Pfortader bei erhöhtem portalem Druck schließen lassen, weisen die gegensinnig veränderten Relationen der gleichen Werte beim zweiten Kollektiv auf einen verminderten Anteil der Pfortader bei der Leberdurchblutung hin. Zahlreiche Befunde sprechen für eine vermehrte arterielle Durchblutung dieser Lebern.
Es wird auf die Übereinstimmung dieser morphologisch faßbaren Veränderungen mit jenen Vorstellungen hingewiesen, die nachRein als vasomotorischer Schutzreflex der A. hepatica in der Physiologie bekannt sind.
Auf Grund makroskopischer Umbaumerkmale der Lebern bei trüber Schwellung ist auf eine zeitliche Bevorzugung bei der Durchblutung einzelner Leberteile zu schließen. Die einseitige Lokalisation hämatogener Leberschäden muß also nicht auf portogene Partialströme bezogen werden, sondern ist in einem aktiven Verhalten der Leber dem Blutstrom gegenüber begründet.
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Knopp, J. Die Kreislauffunktion der Leber und der Querschnitt ihrer großen Gefäße. Virchows Arch. path Anat. 325, 470–487 (1954). https://doi.org/10.1007/BF00954783
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