Über die symptomatische Schizophrenie

Zusammenfassung

Es wird über Kranke mit progressiver Paralyse, Hirnarteriosklerose, Encephalitis und Hypophysentumor berichtet, die außerdem schizophrene Erscheinungen boten. Sie waren zunächst auffällig durch Ich-Veränderungen, durch Gehörstäuschungen und Willenslähmung, so daß an eine schizophrene Erkrankung gedacht werden mußte. Solche Krankengeschichten lehren eindringlich, daß die psychopathologischen Symptome, aus denen wir eine Schizophrenie diagnostizieren: Sinnestäuschungen, Wahnbildungen, Mißtrauen und Gereiztheit oder Interesselosigkeit und Charakterveränderung auch als Äußerung organischer Hirnkrankheiten vorkommen und sich mit einer Demenz verbinden können. Die Entscheidung, ob wir hier von schizophrenieverdächtigen Psychosen bei organischer Hirnerkrankung oder von einer symptomatischen Schizophrenie sprechen wollen (ähnlich der symptomatischen Epilepsie) oder aber eine voneinander unabhängige Verbindung von Schizophrenie und organischer Hirnerkrankung annehmen, läßt sich nur im Einzelfall geben, nach weitgehender Klarlegung der Art der körperlichen Krankheit, der Vorgeschichte, der erblichen Verhältnisse. Bei der Stellung dieser Differentialdiagnose ist aber auch die Eigenart des psychopathologischen Bildes ausschlaggebend. Es zeigt bei der symptomatischen Schizophrenie doch einige Besonderheiten gegenüber der genuinen Schizophrenie. Wahrscheinlich sind diese Krankheitsbilder, bei denen schizophrene Erscheinungen sich mit einer körperlichen Krankheit kombinieren, häufiger als wir diagnostizieren, weil der neurologische Status bei einem Kranken mit schizophrener Symptomatik oft nicht gewissenhaft genug überprüft wird. Die Beantwortung der oben gestellten Fragen ist erschwert, weil wir über die körperlichen Befunde der Schizophrenen noch nicht orientiert sind. Aber solche Krankheitsbilder, wie ich sie mitteilte, helfen uns vielleicht weiter in der Einengung und Unterscheidung der vielartigen schizophrenen und schizophrenieähnlichen Störungen.