Zusammenfassung
Unter den 189 bisher genauer untersuchten spontan aufgetretenen Plastidenmutanten wurden bei 7,4% der gescheckten Pflanzen Abweichungen von einer zufallsgemäßen Plastidenentmischung gefunden.
-
1.
An dieser Stelle werden Plastidenmutationen geschildert, bei denen die abgeänderten Plastiden während der Zellteilung einseitig in Tochterzellen bestimmter Lage gelangen. Diese Plastidenschecken sind an einer besonders schnellen Entmischung, an einer verringerten Zahl der Scheckungsflecken und an einer einseitigen Anordnung der wenigen Flecken zu erkennen. An einer Pflanze mit weißen Spitzenflecken ließ sich feststellen, daß die farblosen Plastiden während der Zellteilung bevorzugt in die spitzen wärts gelegenen Tochterzellen gelangten.
-
2.
Bei einer der Pflanzen mit einseitiger Plastidenverteilung fehlten die bei einer Plastidenentmischung zu erwartenden “heteroplastomatischen Mischzellen”. In sehr jungen Blattstadien ließen sich die theoretisch zu fordernden Mischzellen noch nachweisen, und es ließ sich feststellen, daß in diesen Mischzellen die mutierten Plastiden unter Mithilfe der normalen Plastiden zu ergrünen vermochten. In homoplastomatisch mutierten Zellen vermochten die mutierten Plastiden unter bestimmten Bedingungen zwar Stärke zu kondensieren, aber kein Chlorophyll zu bilden. Das Scheckungsmuster dieser Pflanze ist dadurch gekennzeichnet, daß aus grün erscheinenden Zelldeszendenzen immer wieder weiße Zellen abgegeben werden. Bei Pflanze, denen Mischzellen fehlen, weil grüne Plastiden in die Degeneration der mutierten Plastiden hineingezogen werden, liegen umgekehrt grüne Zellinseln inmitten weißer Zelldeszendenzen.
Die Beobachtungen zeigen, daß die Untersuchung der Scheckungsmuster wertvolle Hinweise auf das Verhalten plasmatischer Erbträger geben kann.
Literature
Correns, C.: Nicht mendelnde Vererbung. In: Handbuch der Vererbungswissenschaften, H. H., 159 S. Berlin: Bornträger 1937.
Menke, W.: Über ein Modell der Plastidenmutation. Z. Vererbungsl.91, 152–157 (1960).
Michaelis, P.: Modellversuche zur Plastiden-und Plasmavererbung. Züchter25, 209–221 (1955).
—: Über die Vererbung von Plastidenmerkmalen. Protoplasma (Wien)48, 403–418 (1957a).
—: Genetische, entwicklungsgeschichtliche und cytologische Untersuchungen zur Plasmavererbung. II. Mitt. Über eine Plastidenmutation mit intracellularer Wechselwirkung der Plastiden, zugleich ein Beitrag zur Methodik der Plasmonanalyse und zur Entwicklungsgeschichte von Epilobium. Planta (Berl.)50, 60–106 (1975b).
—: Untersuchungen zur Mutation plasmatischer Erbträger, besonders der Plastiden. Planta (Berl.)51, 600–634, 722–756 (1958).
—: Genetische, entwicklungsgeschichtliche und zytologische Untersuchungen zur Plasmavererbung I. Über zufallsgemäße und einseitige Verteilung plasmatischer Erbträger während der Zellteilungen, zugleich ein Beitrag zur Analyse intraindividueller Scheckungsmuster. Flora (Jena)151, 162–201 (1961).
—: Probleme, Methoden und Ergebnisse der Plasmavererbung. Naturwissenschaften50, 581–585 (1963).
Michaelis, P.: Über kerninduzierte Plasma-und Plastidenabänderungen. Ztschr. für Naturf. (im Druck) 1965a.
Michaelis, P.: Genetische, entwicklungsgeschichtliche und zytologische Untersuchungen zur Plasmavererbung IV. Beschleunigte Plastiden-Umkombination infolge unvollständiger Durchmischung der Plastiden vor der Zellteilung. Flora (Jena) im Druck 1965b.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Mit 10 Textabbildungen
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Michaelis, P. Genetische, entwicklungsgeschichtliche und zytologische Untersuchungen zur Plasmavererbung. Zeitschrift für Vererbungslehre 96, 1–12 (1965). https://doi.org/10.1007/BF00897230
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF00897230