Zusammenfassung
Mit Hilfe intrauteriner segmentaler Druckmessungen sowie über digitale Untersuchungen läßt sich die Wiederherstellung des cervicalen Verschlusses nach der Geburt als Ergebnis isthmus-dominanter Kontraktionsleistungen erkennen. Während die zwischen Uterus und Isthmus bestehende nervöse Reflexkoppelung für die Eröffnungsperiode und für die Austreibungsperiode eine Steuerungslage unter Einfluß übergeordneter Tonusimpulse herstellt, die physiologisch die Wehen absteigend mit einer stärkemäßigen Dominanz der Korpuswehen und mitgeschalteten schwachen Kontraktionen im Isthmus ablaufen läßt, erfolgt sofort nach der Geburt des Kindes mit der ersten Massenkontraktion des Uterus die Rückschaltung zum Ablauf isthmus-dominanter Wehen. Es wird damit eine Steuerungslage hergestellt, wie sie vor dem Beginn der Geburt bestand und damit die Sicherung des Verschlusses des unteren Uterinsegmentes unter eine aktive nervöse Kontrolle stellte. Durch kontraktionsaktive Raffung der früher steilgestellten isthmischen Muskelspiralen erfolgt eine Lumenverengung, die durch eine kontrakturartige Dauerkontraktion im Gebiet des inneren Muttermundes die Wiederherstellung des Isthmus einbegleitet. Die Ausstoßung der Placenta wird durch eine zweite Massenkontraktion erreicht, die von noch stärkeren isthmusdominanten Wehen begleitet wird und mit einer 6stündigen Kontraktur im Isthmus und im Cervixbandapparat die Enge des inneren Muttermundes formiert. Durch diese Kontraktion wird die bindegewebige Cervix förmlich nach außen greiferartig aufgeklappt. Unter Abnahme der isthmusdominanten Wehen und unter der Lösung der Kontraktur streckt sich der Uterus und läßt so die Formierung der Cervix zu, die in den ersten Tagen des Wochenbettes an Zapfenbreite abnimmt und an Zapfenlänge unter dem fortschreitenden Gewebsumbau zunimmt. Der Uterusverschluß wird so durch die Kontraktionsleistung seiner Muskelmasse und unter Beteiligung muskulärer Züge des Cervixbandapparates erzielt, wobei erst die gewebliche Rückbildung vor allem der bindegewebigen Elemente in wochenlangem Prozeß, gleichlaufend mit den Abbauvorgängen der Muskelmasse und der Verkleinerung des Gesamtorganes, die Normalform wiederherstellt.
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Bayer, R. Die Bedeutung der isthmischen Kontraktionsdominanz für die formale Rückbildung des unteren Uterinsegments und der Portio nach der Entbindung. Arch. Gynak. 195, 138–152 (1961). https://doi.org/10.1007/BF00815560
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF00815560