Zusammenfassung
Nach allen vorliegenden Versuchen ist die Ausbildung des Haarkleides bei der Levkoje, ebenso wie die durch Anthozyane bedingte Färbung der Blüte polygen bedingt. Von den an dem Zustandekommen desincana-Merkmals beteiligten Genen konnten durch die hier mitgeteilten Untersuchungen drei voneinander frei spaltende Faktoren,G, E undJ nachgewiesen werden.G undE sind gleichzeitig für die Anthozyanbildung erforderlich, dazu muß aber außerdem ein weiterer FaktorF treten, der auf die Behaarung ohne Einfluß ist.G·E·J·ff-Genotypen sind daher weißincana, Genotypen mitgg oderee sind stets weißglabra, G·E·ii sindglabra, und zwar farbig bei Gegenwart, weiß bei Fehlen vonF.
Außer dem denglabra-Charakter verursachenden Allelg gibt es ein weiteres Allel zuG, das den Haarfilz auf die Unterseite der Blätter beschränkt und das alsg sem symbolisiert wurde und das demH 1 vonSaunders entspricht. Die Abschwächung seiner Wirkung gegenüberG zeigt sich auch in der Ausbildung der Blütenfarbe:g sem g sem-Genotypen zeichnen sich durch verminderte Farbstoffbildung vor allem in den Mittelpartien der Petalen aus. Gegenüberg sem ist dasglabra bedingendeg das prävalierende Allel. Die Dominanzverhältnisse der Allele entsprechen hier also nicht ihren quantitativ abgestuften Wirkungen auf die Merkmale der Behaarung und Färbung, sondern durchbrechen die Regel, daß das die höhere Intensitätsstufe der Merkmalsausprägung verursachende Allel über das der geringeren Stufe dominiert, ein Verhalten, wie es ähnlich dieR-Allele beim Mais in bezug auf ihre Wirkung auf die Antheren und Griffelfärbung zeigen (Emerson 1921).
Mit demincana und FarbfaktorE ist ein Modifikator der BlütenfärbungL gekoppelt, der die satte, leuchtende Farbe gegenüber der stumpfen Tönung bedingt. Auch ein ChlorophyllfaktorT, dessen Fehlen ein helles Laub bedingt, gehört zu dieser Koppelungsgruppe. Der dritte für die Anthozyanbildung notwendige FaktorF ist mit einem Gen gekoppelt, das blaue Farbtöne bedingt.
Eine Koppelung von Behaarungs- und Farbfaktoren, die sich bald als absolut, bald als partiell zeigen soll, oder gar in gewissen Fällen freier Kombinierbarkeit weichen soll, läßt sich nicht nachweisen. Auch die länger zurückliegenden Versuche vonSaunders können eine solche Annahme nicht stützen.
Literatur
Correns: Über Levkojenbastarde. Botan. Centralbl.84, 97 (1900).
Emerson: The genetic relations of plant color in maize. Cornell Univ., Agric. Exp. St. Mem.2, 39 (1921).
Kappert: Die Genetik der immerspaltenden Levkojen. Ztschr. indukt Abst.- u. Verebungslehre78, 233 (1937).
Saunders: Further studies in Matthiola incana I. sapcolour and surface charakter. Journ. of Gen.14, 101 (1924).
Saunders: Matthiola. Bibliographia Genetica4, 141 (1928).
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Kappert, H. Die Genetik desincana-Charakters und der Anthozyanbildung bei der Levkoje. Der Züchter 19, 289–297 (1949). https://doi.org/10.1007/BF00710469
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF00710469