Geigenspiel und Atmung

Zusammenfassung

Wir untersuchten bei zehn Versuchspersonen die Änderungen des Atemminutenvolumens, der Atemfrequenz und des Atemvolumens beim Abspielen von Werken verschiedener technischer und musikalischer Schwierigkeiten auf der Geige.

Wir fanden:

• 1. Das Geigenspiel verursacht eine Erhöhung des AMV bis auf 385% des Ruhewertes.

• 2. Die Erhöhung des AMV verläuft in 81,7% der Darbietungen mit einer nicht proportionalen Änderung der AF und des AV.

• 3. Der Hauptfaktor der Erhöhung der Ventilation ist die Vermehrung der AF. Die AF steigt beim Geigenspiel bis auf 287% des Ruhewertes. Wir suchen die Ursache dieser Erscheinung in den Eigenarten der Geigenhaltung. Bei einer starren Geigenhaltung kann eine übermäßig häufige Atmung und — im allgemeinen — eine nicht proportionale respiratorische Funktion erwartet werden, wodurch die Ökonomie des Geigenspiels vermindert wird.

• 4. Die indirekte Wirkung des musikalischen Inhalts und der musikalischen Form auf die Atmung äußert sich darin, daß die musikalischen Pausen tiefere Einatmungen ermöglichen. Vom Standpunkt des Unterrichts und der Übung des Geigenspiels ist es zweckmäßig, nicht nur die Vortragsart eines Werkes sondern auch die Atmung während des Spiels vorher zu planen und durch Übung zu automatisieren.

• 5. Die bewußte Kontrolle der Atemfunktionen kann auch das Lampenfieber verringern.