Amperometrische Bestimmungen des Sulfhydrylgruppengehaltes tierischer Linsen

Zusammenfassung

Mit der amperometrischen Titration im ammoniakalischen Medium lassen sich Sulfhydrylgruppen in niedermolekularer wie in eiweißgebundener Form direkt erfassen. Die Fehlermöglichkeiten der Eiweißhydrolyse werden hierdurch vermieden. Untersuchungen an Schweine-, Kälber-und Rinderlinsen ergaben, daß bei allen Tierarten 84–86% des Cysteins als Bestandteil der Kristalline vorliegt. Der mit der argentometrischen Methode erfaßbare Cysteingehalt der Linseneiweiße beträgt beim Schwein 1,3%, beim Rind 1,2% und beim Kalb 1,4%. Die Differenz zwischen Kälber-und Rinderlinsen ist statistisch signifikant. Es kommt also bereits in klaren Linsen im Verlauf des Alterungsprozesses zu einem Verlust von freien SH-Gruppen. Albumoid und Kristallin unterscheiden sich nicht wesentlich durch den Gehalt an freien Sulfhydrylgruppen, z. T. lagen die Werte in den unlöslichen Fraktionen sogar etwas höher. Da außerdem die Zugabe von Reduktionsmitteln nicht zu einer höheren Cysteinausbeute führte, wird bezweifelt, daß das Cystein bei der Entstehung des Albumoids klarer Linsen eine entscheidende Rolle spielt.