Cystein als Strahlenschutz am Kaninchenauge

Zusammenfassung

Auch subcutan injiziertes Cystein vermag am Kaninchenauge eine Schutzwirkung vor Röntgenstrahlen zu entfalten. — In 6 Serien wurden 35 Tiere in 1 oder 2 Sitzungen mit insgesamt 1000 und 2000 r bestrahlt. Abgesehen von den Kontrolltieren jeder Serie injizierten wir eine dem Körpergewicht entsprechende 10%ige Cysteinlösung entweder annähernd 2 Std oder kurz vor der Bestrahlung unter die Rückenhaut. Unmittelbar vor der Strahleneinwirkung verabreichtes Cystein übte keinen Schutz aus. Dagegen blieb nach einzeitiger Bestrahlung mit 1000 r und 2 Std vorher durchgeführter Cysteininjektion eine Epilation aus, die Röntgenkatarakt entwickelte sich entweder verspätet oder garnicht. — Auch nach zweizeitiger Bestrahlung mit je 500 r und jeweils 2 Std vorausgegangener Cysteingabe kam im Gegensatz zu dem Verhalten bei den Kontrolltieren keine Linsentrübung zustande. In diesem Versuch wird ferner die quantitative Rolle des verabreichten Cysteins gezeigt. — Die 2 Std oder etwas länger nach der Cystein-injektion erfolgte einzeitige Bestrahlung mit 2000 r führte zu einer verzögerten Kataraktentwicklung und Epilation. — Nach zweizeitiger Bestrahlung mit je 1000 r und jedesmal 2 Std vorher durchgeführter Cysteininjektion blieb eine Conjunctivitis aus, während die Kontrolltiere daran erkrankten. Weiterhin entwickelten sich bei den Cysteinkaninchen dieser Serie die Linsentrübungen verzögert, die Entwicklung einer Totalkatarakt wurde verhindert. — Der schützende Effekt des Cysteins bezieht sich auf verschiedene Erscheinungen (Kataraktentstehung und-reifung, Epilation, Conjunctivitis), nicht aber auf die Röntgenkeratitis. Er hielt über die Dauer der Beobachtungszeit (maximal 353 Tage) an.