Zusammenfassung
Die hier mitgeteilten Untersuchungen über das Verhalten des Tränendrüsengewebes im Autotransplantat knüpfen an früher mitgeteilte Befunde über die Regenerationsfähigkeit der Kaninchentränendrüse an. Danach ist es z. B. nach Teilexstirpation der Drüse möglich, daß sich aus dem verbliebenen Drüsenrest spezifisches Drüsenparenchym neubildet. Es erreicht im Laufe der Zeit eine Differenzierungshöhe, in der es morphologisch in nichts mehr von normalem Drüsengewebe zu unterscheiden ist.
Ziel der jetzigen Untersuchung war, festzustellen, welches Schicksal spezifisches Tränendrüsengewebe erleidet, wenn es von seiner Umgebung losgelöst und an andere Stellen des gleichen Organismus verpflanzt wird.
Es wurden an Kaninchen jeweils kleine Stückchen der Tränendrüse entfernt und unter die Unterlid- bzw. Bauchhaut transplantiert.
Innerhalb der 6wöchigen Beobachtungszeit geht an beiden Transplantationsorten ein erheblicher Teil des überpflanzten Gewebes zugrunde. An dem verbleibenden Rest kommt es aber im Laufe der Zeit zu ausgeprägten regenerativen Veränderungen, so daß auch hier, wie am orbitalen Restgewebe, über zunächst eine Bindegewebswucherung, Neubildungserscheinungen auftreten. Sie bestehen anfänglich aus kompakten Gangsprossen, die später ein Lumen bekommen, sich fingerförmig verzweigen und endlich zu echten Alveolen umbilden. Nebenher läuft eine echte mitotische Vermehrung der höher differenzierten Endstücke. Dieser morphologische Ablauf ist prinzipiell dem in der Orbita gesehenen gleich, er verläuft jedoch an den Transplantaten langsamer, wobei im Lidimplantat eher endgültige Formen erreicht werden als im Bauchimplantat.
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Nover, A. Über Veränderungen am Tränendrüsengewebe im Autotransplantat. Albrecht v. Graefes Arch. Ophthal. 155, 433–456 (1954). https://doi.org/10.1007/BF00684284
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