Über Probleme und tierexperimentelle Ergebnisse der retinalen Hyperämiebehandlung

Zusammenfassung

Eingangs wird die Problematik der Gefäßbehandlung und ihre besonderen Bedingungen an der Retina näher abgehandelt. Dabei gab die zufällige Entdeckung der hyperämisierenden Wirkung von Nepresol im Netzhautkreislauf des Kaninchens den Anlaß, ophthalmoskopisch und mit Hilfe der Funduskamera diese Vorgänge zu registrieren und nach demselben Prinzip 38 weitere Gefäßmittel zu untersuchen, wobei mit Nepresol und Acetylcholin jeweils ein Kontrolltest vorgenommen wurde. Die dabei gewonnenen Ergebnisse werden zur Diskussion gestellt und hinterlassen den Eindruck, daß es sich bei den Phthalazinen Nepresol und Apresolin um die wirksamsten bisher bekannten gefäßerweiternden Stoffe im Netzhautkreislauf handelt. Überhaupt vermögen nur wenige Pharmaka einen sichtbaren gefäßerweiternden Effekt an der Retina des Kaninchens zu erzeugen. Daß die Verhältnisse in dieser Hinsicht beim Menschen ähnlich liegen dürften, zeigt schon die klinische Erfahrung. Es ist daraus zu schließen, daß die hyperämisierenden Eigenschaften eines Medikaments je nach seiner Eigenart in den verschiedenen Körperbezirken oft anders zur Geltung kommen: Peripher wirksame Mittel brauchen im cerebroretinalen Kreislauf nicht dieselben Qualitäten aufzuweisen und umgekehrt. Das differente Verhalten der geprüften Stoffe an der Netzhaut des Kaninchens wird durch verschiedenartige Angriffspunkte zu erklären versucht, wobei für Nepresol, Acetylcholin und Amylnitrit eine aktive Gefäßerweiterung, bei den Sympathicolytica eine Blockierung der spasmenerzeugenden Noxe angenommen wird. Zum Schluß werden Gesichtspunkte für die Behandlung besprochen.